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AN JUSTINUS KERNER

   

Wohlgebohrener hochzuverehrender Herr Doktor!

Ich danke Ihnen verbindlichst für die mir mitgetheilten näheren Eröffnungen wegen des Calenders. Ich bin dadurch zum großen Theil von den Besorgnissen befreit, die ich Ihnen in meinem vorigen Schreiben zu bekennen keinen Anstand nahm. Ich werde unter der Adresse, die Sie mir bekannt machen wollen, so viel eigene Aufsätze als Beiträge einsenden, als mir Zeit und Laune zu fertigen gestatten — am liebsten unter Ihrer Adresse, d. h. zu Ihrer vorläufigen gefälligen Sichtung. Auch will ich es auf Ihre Ermunterung wagen, an einigen Materialien, die mir zugesendet werden sollen, mich zu versuchen. Es kann wenigstens für die Redaktion immer erwünscht seyn, wenn sie unter mehreren Bearbeitungen des nämlichen Stoffes wählen kann, wenn auch die meinige nicht die wählbare seyn sollte.

Nun habe ich aber noch ein Anliegen. Ich kann dem vielseitigen Zuspruch, auch den hiesigen Calender wieder zu schreiben, fast nicht mehr und nun gar nicht mehr widerstehen, wenn ich auch an der Ausstattung eines anderen Theil nehme. Aber meine Zeit und Laune ist mir vielseitig beengt. Fände es denn wohl Anstand wenn die nicht lokalen Aufsätze in beiden Calendern erschienen?

Vielleicht nicht, da beide zu gleicher Zeit erscheinen, der Ihrige in casu dubio etwas früher und jeder seinen eigenen Kreis von Lesern und Abnehmern hat und keins mit dem andern in spekulative Concurrenz tritt.

Nun noch ein anderes Wörtlein.

Die Schwiegermutter meines flüchtig gewordenen Adiunkten ist hier und ihr Mann kommt ihrem sehnlichen Wunsch im südlichen Deutschland zu leben, in dem Plan entgegen, das Etablissement der hallischen Litteraturzeitung, das sein Vater an ihn überlassen in eine südliche Stadt zu verlegen, die ein Theater hat. Wie sehr wünschte ich, daß es Carlsruh seyn könnte. Aber könnte es, nicht Stuttg. seyn, wo alles Schöne so schön gedeiht? Vielleicht finden Sie den Gedanken werth ein paar Worte mehr darüber zu sprechen. Wenn nicht, so sagen sie auch keinem Menschen ein Wort davon als mir Ihre bald gefällige Antwort, und sehen Sie mich ia für Keinen von denen an, die die dankesunwerthe Geschäftigkeit und Dienstfertigkeit treibt, kaum gewonnene schöne Connexionen alsogleich zu misbrauchen.

Ich lege noch zu gefälliger Ansicht den Schweizercalender bei und habe die Ehre mit vorzüglicher Hochachtung zu verharren

Euer Wohlgeboren gehorsamster D.    Hebel             


Carlsruh d. 12. Sept. 1817.

 

 

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Justinus Kerner setzte sich in der Angelegenheit des
Ehepaares Schütz mit dem Stuttgarter Hoftheaterintendanten
von Herda in Verbindung. In einem Antwortschreiben vom
28. Dezember 1817 lehnte dieser die Verpflichtung von
 Henriette und Friedrich Karl Schütz ohne Angabe von Gründen ab.

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