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AN JOSEF ALBERT VON ITTNER

   

[Juni—Juli 1807]          

Se bhütich Gott der Her, und zürnet nüt!
Me schwezt, wie eim der Schnabel gwachse isch.
Gern chönti's besser, aber 's will nit goh;
Doch was vom Herze chunnt, isch au nit schlecht.

Der Chrüterma vo Badewiler het
mer's mengmol gseit, und gflucht derzu, es soll
kei Hypnum meh, kei Carex in der Welt
vor sini Auge cho (der Teufel weiß,
sin's Buben oder Meidli) wenn e Ma
wie Ihr in siebe Here Ländere seig.
I
wills nit repetire. Besser wärs,
der Chrüterma hätt's au nit gseit; es isch
mit some Fluch nit z'spasse. Hets der Recht'
zum Unglück ghört, se glänzt mim Chrüterma
kei Sternli meh vom blaue Himmelszelt,
kei Blümli meh im grüne Matte-Grund.
Du arme Chetzer, Carex, Hypnum schießt
dim Aug eggege, wo de stohsch und gosch.

I mach kei Gspaß, es isch mer selber so,
und woni neumen ane lueg, se stoht,
was hent der gmeint? e Hypnum? Nei se stoht
libhaftig Euer Bildnuß vor mim Aug
so fründlig und so lieb, und stirbi morn,
und siehnich nümme, bis am iüngste Tag,
se chummi in mim goldne Sunntigrock
(es heißt, mer werden alli neu gstaffirt)
und sag mim Cammerad, wo mit mer goht:
„Isch sel nit der Her Ittner, wo im Duft
„dört an der Milchstroß goht? Iez buckt er si,
„und bschaut e Blümeli, 's wird Dudaim sy."
Druf laufi, was i laufe cha, d'Stroß uf;
der Cammerad blibt z'ruck, er chunnt nit no.
Druf sagi: „Mit Verlaubt! I mein' emol,
„der seigets. Hani nit vor langer Zit
„beym Kaiserwirth e Schöpli mittich gha?
„Wie
hent der gschlofe? Wohl? Der Morgen isch
„so heiter. Wemmer nit e wengeli
„do ane sitze zu dem Amarant?"

Iez bhüt ich Gott, und spar ich frisch und gsund
uf euer lange Berg- und Schwitzer-Reis,
's het d' Milchstroß uf, am iüngste Tag, no Zit
wohl hunderttausig Jahr, und isch denn dört
viel schöner echt, aß an der Limeth Gstad?
Wie glitzert uffem See der Silberstaub?
Wie wechsle hundertfältig Farb und Glanz
Pallästli, Dörfer, Chilchthürn, Blumegstad
am Ufer her, und wie ne Nebel stigt
dört hinte d' Nagelflue mit ihrem Schnee
zum Himmel auf durs Morgeduft. Es schnuuft
meng Geißli dört und menge schöni Bock.

Nu gunnich Gott der liebi Freude viel
mit eue brave Fründen in der Schwitz,
und grüßet mer der Wiese Gschwister-Chind
d'Frau Limeth, und vergesset's Heimcho nit;
's sin herwärts Schwarzwald gar viel bravi Lüt,
und hennich lieb, und schöni Iümpferli
(me seit, sie heiße Muse) warten au
am Treisamgstad. Es heißt, Ihr seiget io
ihr Vogtma z'Friburg, und sie singe schön,
und rede mittich allerley; 's verstand's
ke gmeine Ma, und menge Pfarrer nit.

 

 

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