zurück zur Briefübersicht |
|
||
AN FRIEDRICH WILHELM HITZIG |
|||
D. 20ten Aug[ust 1808] Nun hab ich die erste nähere Nachricht von P[eterson]s Unglück. Bisher wußte man nichts gewisses. Folgendes erzählt mir Stallmeister Hirthes, der damals in B[aden] war, aus P's Mund: Gegen das Ende einer fiebervollen Nacht ward ihm wohl. Er legte sich auch wirklich und schlief ein. Als er wieder zur Besinnung kam, lag er (5 Stock tief nach Hirthes) unten im Schloßgarten, ohne Schmerz, sogar ohne Gefühl der Krankheit, nur konnte er nicht stehen, sondern schleppte sich im Sand nach einer Hecke, um seine Nothdurft zu verrichten. Ein Bauer kam, den er bat den Räuftlin (einen seiner Wärter) zu holen. Der Bauer hielt ihn für betrunken und gieng weiter. Ein Hofbedienter, der eben aufgestanden war und sprechen gehört hatte, kam ans Fenster, sah einen Menschen im Hemd daligen und fragte, wer er sey. Ein Fieberkranker, war Petersons muntere Antwort. Man holte ihn. Wie lang er gelegen, weiß niemand, weil der Terminus a quo ihm und den Wärtern unbekannt war. Doch kaum über 3/4 Std. Der linke Schenkel war einmal, nach anderer Aussage 2mal gebrochen. Unzählig viel kleine Wunden, wie Messerschnitte, hatte er um das Kinn herum, worüber man keinen Aufschluß hat. Als ihn früh Hirthes besuchte, erzählte er, was ich eben schrieb, hielt sich nun für völlig gesund, sah auch völlig so aus, sprach nur von einer Beschädigung am Bein, war ganz munter, scherzte sogar. „Diesen Sprung, sagte er zu H., thun Sie mir nicht nach." Am Abend kam der durch die Alteration sistirte Paroxysm wieder, ein Wundfieber dazu. Die Augen quollen auf, ringsum blau. Das Bewußtseyn weg. Seinen Bruder, der den zweiten Mittag hinauf kam, kannte er nicht mehr, und so starb er schnell und leicht und ohne Möglichkeit der Rettung .... Dem Großherzog ist der Fall bis iezt noch verheimlicht. Er fiel nur im Zimmer. Die Grafen von Hochberg oder, wie sie vor einiger Zeit in einer Pariser Zeitung sollen genannt worden seyn, Prinzen von Baden Hochberg kommen unerwartet bald zurück. Man flüstert sich darüber im Stillen Vermuthungen zu. Gott zum seligen Gruß. Herzlich Dein J. P. Parm.
|
|||
zurück zur Briefübersicht |
|