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AN FRIEDRICH WILHELM HITZIG |
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d. 12ten Aug. [1808] Die Tage wallen, zum Teufel ist. Und weil denn nun zu dieser Frist, vom Teufel holen die Rede ist, von Stetten hat schlechtes Erb gefischt — Ich muß die Feder wechseln, lieber Zenoides denn die alte schreibt, wenn sie einmal angefangen hat, wie hirnwüthig in Reimen fort, und läßt sich mit keinem Hieb in den prosaischen Gang bringen. Noch rast sie wie eine Bestie auf dem Tisch herum, und macht ehlenhohe Sätze, alles im Tacktschlag des Rythmus. Der Forstmeister in Candern wollte es mit seiner Frau Schwägerinn scharf nehmen, ob sie gleich gegen ihren Mann und seine Familie immer sehr sanftmüthig und edel handelte, unter andern fahndete er auf verhelte Errungenschaften und trieb die Witwe bis zum Manifestationseid. Da manifestirte sie unter anderm auch ein Testament, das sie zu seinem und seiner Familie Gunsten noch bei Lebzeit des Mannes gemacht und in Rastadt beym H[of] Gericht hinterlegt hatte. Gestern kam es auf ihr Verlangen zurück, wurde feyerlich eröfnet und dann that die beleidigte Testamentmacherin vor Urkundpersonen und Zeugen, auch dem Sachwalter des F.[orst] M.[eisters] einen Schnitt in 86000 fl. — Möchte ich euch keine schlimmere Kunde zu geben haben! Euer Peterson lag an hitzigem Fieber in Baden und sprang vorgestern in einem unglücklichen Augenblick, wo man ihn trotz der Warnung des Arztes allein ließ, aus dem 3ten Stock des hohen Schlosses zum Fenster hinaus. Er lebt, auch hört man nicht, daß er sterben werde, ist aber an allen Gliedern iämmerlich zerbrochen und zerschmettert, und Schrickel meint, es wäre zum großen Unglück noch das kleine Glück gewesen, wenn er sogleich tod geblieben wäre. Es ist mir sehr leid für den braven Menschen, für seine Familie und für die Schule, wenn wir ihn verliehren werden. Der Desegelesgeinet hat nicht viel solche Diakonen und Candidaten zum Fenster hinauszuwerfen. Künftige Woche kommen die all. Gedichte und folglich auch du zum 4ten mal unter den Preßbengel. Schrei nicht, es ist bald vorüber. Der Calender auf 1809 wird, wenns keine Hinderung gibt, diesen Monath noch fertig. Er bekommt 4. schöne Holzschnitte von Hegi und wenn ich's durchsetzen kann 7. Bogen. Volz in Bruchsal ist krank. So bedenklich ieder Anfall auf seine Brust scheint, so unbedenklich scheint er zu seyn, weil er sie oft hat, und sich allemal wieder erholt, aber einer freylich wird einmal der letzte seyn. Doch hält man ihn für iezt noch nicht gefährlich. Ob er mir eine Rekapitulation von Rötteln halten mußte, wie schauselig war er! Wie hörselig und mitlaufselig war ich! Wie hab ich ihm den Gedächtnißkasten, so voll er war, ausgeleert und mit dem Zünglein der Fragseligkeit, was ihm in die tiefste Chlimse gefallen war, herausgehäckelt, und iedes Bruchstücklein, iede haltungslos herumschwimmende Reminiscenz an ihrem Platz aufgekleibt, bis die ganze Scene und alle schönen Bilder und Situationen klar und rosenfarbig vor den Augen standen, und mir niemand mehr drinn fehlte, als ich selber. Gott gebe dir und deinen Lieben, groß und klein, die ich herzlich grüße, viel schöne Tage, und ein festes Herz zum heitern Blick ins Weltgetümmel und in die Wolken am Horizont. Mit unveränderter Herzensliebe Dein Freund J. P. Parm.
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