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AN FRIEDRICH WILHELM HITZIG |
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Meine Lieben! [Mitte April 1806] Dobel hatte mich durch die vorläufige Nachricht von der Geburt deines Sohnes und von deiner eigenen Krankheit in einem hohen Grade froh und ängstlich gemacht und mich in eine leibhaftige Predigt über den Spruch verwandelt „Freuet euch mit Zittern". Sey mir daher in deinem neuen zwiefachen Leben herzlich gegrüßt und umarmt für die gute Kunde, die mir die Besorgnis abnahm, und für deine Liebe, mit welcher du mir euern zarten und willkommenen Säugling und Hauspatron noch näher ans Herz legst und meine Freude an ihm erhöhst. Möge ein gütiges Schicksal viel Gutes und Erfreuliches für ihn und euch und einen langen goldenen Lebensfaden im verborgenen Schoße bewahren, und so sey er denn mit einem Kuß der Liebe, den du ihm statt meiner einsweilen auf Brust und Stirne drücken wirst, zu meinem Pathen anerkannt und zu allen Ansprüchen an meine Liebe legitimirt. Zu allem Eigennutz und Uneigennutz, der mich über deine Krankheit unruhig machte, gehörte die Besorgnis, daß dadurch deine Reise, auf die ich mich so sehr freute, auch GR. Brauer desgleichen, ganz möchte vereitelt werden. Es war nicht der dümmste Streich, den dein iunger Hektor und Schützling gemacht hat, daß er Austerlitz und Braunau wahrscheinlich am Lemaner See gesucht hat. Komm ia recht bald, um den armen Schelm wieder über den Riechener Bannstein herüber zu lüpfen, wenns möglich ist. Aber eben das möchtest du vorher wissen, obs möglich seyn wird. Eine seltsame Frage. Soll ich dich denn heißen droben bleiben? Soll ich dir nicht vielmehr die gröste und augenscheinlichste Warscheinlichkeit vorlügen? Doch nein! Aufrichtig zu sprechen, ich bin mir nicht klug genug, um darüber etwas sagen zu können. Militärpersonen mag ich nicht fragen, weil diese wenn auch gegen eigenen Glauben Nein sagen werden. Ich fragte Brauer, auch dieser will euch die Hofnung weder geben noch nehmen. Es kommt auf eine Probe an. Da den Eltern soviel daran ligt, so sollten sie diese meines Ermessens nicht scheuen, am wenigsten um der Kosten willen, zumal da sie reich sind und opfern können, wenns zulezt noch an diesem einen fehlen sollte. Wenn du ein Exempl[ar] der allem[annischen] Gedichte 3ter Auflage auf Postpapir und früher schon einen Predigtauszug als Beytrag für die theol[ogische] Gesellsch[aft] erhalten hast, so hat es ledigl[ich] nichts zu sagen, daß der Brief nichts davon erwähnt. Solltest du aber eins oder daß andere nicht erhalten haben, so ist an der Predigt, die ich am Carfreytag in Linx zum zweitenmal hielt, nichts verlohren. Die all. Gedichte aber hast du bey Flick, wohin Maklott die Sendung übernahm, zu erheben. Sollte ers läugnen, so laß michs wissen. Deiner frommen, frohen Daube, die Gott mit ihrem Säugling gesund erhalten wolle, meine herzlichsten Grüße. Es wehe euch viel Frühlingblüthen Duft durchs heimliche Stüblein. So wünscht der G'vattermeister! H.
Noch gerade vor Thorschluß kommt dein zweiter Brief, der obige Stelle des meinigen überflüssig macht. Es ist kein Fehler, daß du einmal etwas vergissest, um mir bald wieder zu schreiben zu müssen. Machs oft so. Proxime plura. J. P. Parm.
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