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AN FRIEDRICH WILHELM HITZIG |
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[Februar - März 1800] Ohne Zweifel wird es dir mein lieber Zenoides nicht unangenehm seyn, zu
hören wie Liefert das Pädag[ogium] Setzlinge auf Ostern? Ich bin begierig auf die Promotionen, da das Gymnasium dermalen selbst keine Primaner hat und also keine Novitzen machen kann. Was wird man anfangen, wenn keiner von außen kommt? Was, wenn nur einer oder zwey, ausgerüstet mit allen Requisiten, erscheinen? Was, wenn mittelmäßige Subiekte zum Vorschein kommen, die man im zweifelhaften Fall hinschieben kann, wohin man sie, von äußern Rücksichten motivirt, gerne schicken will? Wird man leichter von der halbgesetzlichen Maxime abgehn, sie noch ein Jahr nach Prima in den Vorofen einzustutzen oder fester darauf halten? Tempus docturus. Hast du nicht Lust zu Lidolsheim? Man hat Hofnung, daß dieses Iahr die Schnaken wohl gerathen. Laß's bleiben! Das arme Minelein soll nicht von diesen Blutsaugern trübelirt werden. Grüße mir das herzige Minelein und sein gutes Schwesterlein und das liebe Müterlein und macht euch droben irgendwo ein warmes Nestlein. Mit Haltingen und Hausen war nichts mehr zu thun. Es wäre mir auch leid gewesen, wenn du dich vom Unrnuth über eine gegenwärtige und vorübergehende Widerwärtigkeit hättest übernehmen lassen, einen Schritt zu thun, der dich einst bei kälterem Blut oder im Conflikt neuer Unannehmlichkeiten wieder gereuet hätte. Das Bessere ist des Wartens werth. Aber gell, i ha guet sage! Mich iukts neuerdings gewaltig, auch abzuscheiden und daheim zu seyn. Wie sollte der Thau herabfallen vom Hermon auf die Berge Zions, heist das vom Reichen! Wie sollte die köstliche Salbe duften auf dem Haupte des Priesters und herabrieseln in den Bart und auf des Gewandes Saum! Gott der Herr behüte dich und deine Lieben. Dein redlicher Freund Parmenideus
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