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AN FRIEDRICH WILHELM HITZIG |
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Dich
grüße Gott ins neue Leben, du lieber Auferstandener. Wir sind im Grunde
doch wunderliche Leute, daß wir glauben man müsse zuvor gestorben seyn, um
aufzuerstehen, da man eigentlich nur zu liegen braucht vorher, und daß wir
meinen, das neue Leben sei nur im unbekannten Jenseits, da doch ieder
gegenwärtige Augenblick das alte Leben von dem neuen abschneidet, und
besonders solche Augenblicke, wie sie dirs abgeschnitten haben. Du Guter!
— fast durch und durch. Freilich ists das wahre neue Leben nicht, sondern
nur ein Müsterlein davon und ein starkes Stücklein selbend dran, und wir
halten eigentlich bei solchen Gelegenheiten Soll ich dir sagen, wie bange mir um dich war, und wie ich lauschte nach iedem leisen kundebringenden Wörtlein an iedem Posttage, und wie ich den Diakonus hätte umarmen mögen für die eilende Nachricht daß du gerettet seyst, und wie ich doch erst erschrack als ich von ihm hörte, wie nahe am äußersten Rande dich die Rettung erreichte, — ich sage dir nichts, du kennst und verstehst mich unbeschaut und unverhört, und nimm diese Krankheit am Scheideweg von der Schule zur Pfarrey für deinen Durchgang durchs rothe Meer und der liebe Gott beschleunige deine völlige Wiederherstellung, wenn noch etwas daran fehlt, und befestige deine Gesundheit und gebe dir viel Freuden. H. Geh. R. Brauer sagte mir, daß du ihm wieder geschrieben habest, und nahm und nimmt sehr vielen Antheil. Der gute Mann ist unterdessen auch unter den Gewitterwolken gestanden, und säet nun Blumen an in seinem zerstörten Paradies. Es war viel werth, von ihrem stillen Harren auf das Ende, und von seinem stillen Schmerz, von ihrer leisen Auflösung und von seiner Ermannung als es vorüber war, und von seiner wahrhaften seltenen Größe durch Religion und Charakter ein Zeuge zu seyn. Du kennst und hast ohne Zweifel das Gedicht, das H. KR. Walz zu erst für sich gemacht und übergeben, und Sander und ich nachher drucken ließen, doch lege ich dir ein Exemplar an. |> Hirthes ist über seine Anstellung in L[örrach] sehr erfreut, wie er mir schreibt. Persönlich kenne ich ihn nicht. Die Urtheile über seine Befähigung an deinem Posten sind sehr ungleich. Niemand, der ihn kennen will, haltet ihn für mittelmäßig. Bommers gegenwärtige Ruhe würde mich für ihn trösten, wenn ich sie für mehr als scheinbar halten könnte, und wenn nicht die Weise, mit welcher er diesen unfreundlichen Druck der Wirklichkeit in seinen idealischen Kreisen aufnimmt, mich besorgen ließe, daß er für noch unfreundlichere aufbewahrt sey. Den Netoreck werden wir nun wohl als Pathen Statthalter in Proteopolis erklären müssen. Denn wegen der Anciennität können wir ihn doch unmöglich zum Prenedisat erwählen und ebenso wenig in einer geringeren Qualität ihn an den Altar des stellen. Instruir' ihn doch ein wenig im Ritus, und geh ihm an die Hand, wo es ihm noch fehlt, und da der Candidat Eisenlohr von Brombach ebenfalls ziemlich hoch hinauf gespalten ist, wie wärs, wenn wir ihn zum Netoreck creiren thäten? Ich würde wegen der Landcharten, die du freundschaftl. für mich besorgtest, ganz ruhig seyn, wenn du mir nicht vor geraumer Zeit geschrieben hättest, daß du sie auf die Post gegeben habest. Noch heute habe ich sie nicht erhalten. Freilich geht auch der Postwagen wie ich höre noch nicht weit genug hinauf. Vielleicht liegen sie also noch auf der K[alten] Herberg, oder bereits wieder bei dir, und liegen überall gut, bis sie flott werden können, wenn man nur weiß, wo sie sind. Ich würde wegen der Landcharten, die du freundschaftl. für mich besorgtest, ganz ruhig seyn, wenn du mir nicht vor geraumer Zeit geschrieben hättest, daß du sie auf die Post gegeben habest. Noch heute habe ich sie nicht erhalten. Freilich geht auch der Postwagen wie ich höre noch nicht weit genug hinauf. Vielleicht liegen sie also noch auf der K[alten] Herberg, oder bereits wieder bei dir, und liegen überall gut, bis sie flott werden können, wenn man nur weiß, wo sie sind. <| Schreibe mir nicht, mein Bester! Wenn dich das Sitzen und Schreiben noch irgend incommodirt, und bringe mirs etwa in der Folge ein. Grüße dein liebes Hauswesen. Ich schaue deiner guten Gattinn ins getröstete Antlitz und freue mich seines Trostes. Seid glücklich! Euer redl. Freund Hebel Den 2ten August [18]00.
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Diakonus: jüngerer Bruder
des Adressaten, damals
Fehlendes Mittelstück ergänzt: |> xxx <| |