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AN FRIEDRICH WILHELM HITZIG |
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Ich bedaure dich lieber herziger Zenoides, daß du so bald erfahren und drückend fühlen must, was ich, wenn mich als blosen Zuschauer der Teufel manchmal auch vor Aerger hätte holen mögen, für möglich gehalten, aber nie erwartet hätte. Denn oft mußt ich mich wundern und ärgern, wenn ich dachte, was er mir einst und oft von eigener Delikatesse, feinem Gefühl und Ringen nach idealischer Vollkommenheit sagte, und es mit dem verglich, was meine Augen sahen. Ich schriebs einer Vergessenheit seiner selbst im magischen Strom der Liebe zu. Denn obgleich die Liebe, glaub ich, die Delikatesse der Gefühle eigentlich noch mehr schärfen, und die Humanität noch süßer und höher läutern sollte, so dachte ich doch, wie man mancherley Räusche trinke, der eine einen guten, der andere einen schlimmen, so trinke man vielleicht auch mancherley Liebe. Aber daß das, was daheim im väterlichen Hause schon am unrechten Orte seyn muste, auch in des Freundes Hause so würde fortgesezt werden, das wärs, was ich nicht erwartete. Meine Meinung von dem einen ist auch gesunken, und die von der ändern stand eigentlich nicht hoch, und ist nicht gestiegen. "Was mir für die guten Leute das Schlimmste bey vielem Schlimmen zu seyn scheint, ist, daß sie nach meinem Bedünken einander nicht einmal lieben, sondern nur ineinander verliebt sind. Nun wünschest du aus dem Weg zu gehn. Wie gerne möcht ich dir Haltingen
gönnen, wenn es dich tröstete? Wie gerne möcht ich dich den Hausenern
gönnen, denen ich das Beste gönne. Aber beide sind, wie du bemerkest durch
Stahl und Engl[er] auf die eine oder die andere Art besezt, und ich halte
es für gut, daß es so ist. Entschließungen im übernehmenden Unmuth gefaßt,
sind selten etwas nutz, und hüte du dich davor, und vergiß im Unmuth
nicht, daß du dir und den Deinigen andere Pflichten hast. — „Ich habe gut
sagen"? Gewiß! und iust der, der gut sagen hat, soll glaub ich, und muß
dem sagen, der nicht gut sagen hat. Etwa wirds besser, und wenn nicht, so
hast du desto mehr Fug mit Glimpf von den zwei möglichen Auswegen, die du
selber angibst, den andern zu wählen, oder irgend auf einen dritten zu
denken, der das Beysammenbleiben möglich macht. — Doch so oft mich das
Gefühl und die Gesinnung der redlichen Freundschaft in Versuchung führt
dir rathen zu wollen, fühle ich allemal, wie wenig du eigentlich meines
Rathes bedarfst, und wie nah und sicher du, wenn du Rath bedarfst, ihn bey
der Weisheit, Ueberlegung und Erfahrung deines Hr. Vaters findest. Ich
grüße und küsse dich, und dein sanftes Weiblein, und die kleine Maus, Dein redlr. H. Den 20sten Dec. [17]99.
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Der erste Absatz des
Briefes bezieht sich auf Hitzigs |