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AN FRIEDRICH WILHELM HITZIG

     

's muss Alles in der Welt geschliffen seyn,
was g'fallen soll; 's hat gleich 'n schönern Schein,
wenns schon an Werth das nemlich bleibt,
und kleiner wird, ie länger man dran reibt.
Wir in Karlsruh wenigstens poliren
Ohn Unterlaß an Sitten und Manieren,
bald am Kopf, bald am Herzen, bald auch an Steinen.
Bald auf der rauhen Scheib' bald auf der feinen.
's wird Alles feiner
und Alles glänzender
und Alles schwänzender
mitunter auch brüchiger und kleiner.

Diß als Prolog zum Jaspis hier.
Sechs gegen Eins! — Er schmeichelt dir.
So glatt ist er, so spiegelhell und rein,
und ist doch nur ein Feuerstein,
Wie sie dem Hertinger Bauern beym Pflügen
Zum Dutzend vor den Füßen liegen.

Wär er nicht nach K. Ruh spatzirt,
Hätt' ihn nicht der Steinschleifer Meyer
Um einen Zweyer oder Dreyer,
Zum schönen Schaustück polirt.
So läg er bey Schliengen rauh und eckigt,
Unbesehn und dreckigt.
Jezt sucht er seines gleichen unter den Steinen,
Lieber! b'sieh dich drinn, wirst einen
Gespahn erschaun, auf der Fläche glatt,
Der mir schon lang nicht geschrieben hat.

Der ihn mitnimt, mein lieber Hr. Dokter,
wird dir gefallen, noch besser als der Stein,
Wenn er Zeit hat, so brockt er
Dir ein Wenig Naturweisheit ein.
Bhalt ihn, so lang du kannst bei Seiten;
Er wird dich in alle Warheit leiten,
Ist auch auf dem Belchen gewesen
Hat schmucke Buseröri gepflükt
Und hat des Proteus Lichtsaum erblikt,
Und ist in seinem Antlitz genesen.

Doch um nicht eins ins ander
zu pradeln, den K. N. Sander
Hat auch des Geinets nächtlicher Blick
Gelöst von den irdischen Mühen.
Nun könte dein Glück
Dir noch in Tüllingen blühen.
Hätt Frisenegger seinen Vortheil bedacht,
Er wär aufgezogen auf die Vorpostwacht,
und sich droben erlabt.
Hätt Schnupftaback umsonst gehabt.
Seine lange Nase
Hätte Herrn Lachenal über dem Rhein
Durch eine zerklitterte Scheibe hinein
Weg von der Tabacks Base
Den schweren, bleiernen Deckel gelupft.
Und 's lezte Stäublein herausgeschnupft.
Mit allgegenwärtiger Nase
Hätt er das Birsthal hinauf im Grase
Die Veil'chen und Primeln aufgeschürft
Ihres iungen, blühenden Lebens
Balsamischen Athem weggeschlürft.
"Man nimts nicht; die Götter geben's!"
Ihm war's nicht beschert. Deine Nase
Ist nun freilich kleiner.
Aber im nemlichen Mase,
So Gott will auch feiner,
Werther und geübter,
Froh sich an des holden Frühlings reinem
Busenhauch zu laben. — O Geliebter!
Möcht dirs gönnen — wahrlich wie sonst keinem.

 

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