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AN CHRISTOF GOTTFRIED HAUFE |
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Theuerste, liebe Freunde! Wir sind glücklich angekommen Ich fahre nicht fort. Mag H[ippel] mit dem lieben Gott in geronnener Sprache reden, wir miteinander nicht. War er drei Tage vorher im Himmel gewesen, wie ich drei Tage in Straßburg war, er hätts auch nicht zu Stand gebracht. Zwar ists mit drei Tagen nicht bei mir gethan. So kurz fertige ich mich nicht ab. Ich bin noch immer bei euch in Liebe und Freude. Es ist mir schon oft vorgekommen, daß ein kurzes Beisammenseyn einen hellem Fokus gebe, als ein langes, weil er konzentrirter ist. Wenigstens tröste ich mich damit bis zum Widersehn im Bühlerthal. Davon gehe ich nicht ab. Das Thal ist zu schön, und Ihr seid mir zu lieb, und man kann doch der romantischen Lichter im Leben nie zu viele aufsteigen lassen. Herr Doll, den Sie so gütig aufgenommen haben, dankt Ihnen in anliegendem Brieflein. Ich wüste nicht, warum er seinen Dank so keck und gerade zu an die Frau Sophie richtet, wenn ichs gewöhnlich nicht auch so thäte, und auch wüßte warum. Halten Sie ihm seine Unbefangenheit zu gut — mir die meinige zwar auch. Er schickt Ihnen zur Bewahrheitung seines Danks ein par Löflunde die sein Vater vor einiger Zeit von Stutgard gebracht hat, in der Hofnung Ihnen einige Freude zu machen, weil es schien, daß Ihnen die iüngsthinigen nicht mißfallen haben. Ich weiß nicht ob die Buchhandlung Levrault das befragte Buch geschickt hat. Ich bitte Sie darum lieber Thurn und lege zugleich das Ehrenblättlein der Lotterie bei, das Zeugniß der Zufridenheit meiner Köchinn mit ihrem gegenwärtigen Schicksal. Bei mir hat mans gut. Es ist mir leid, daß ich Ihnen so viel Mühe mache. Dieses Schicksal hat die Güte, daß sie misbraucht wird, und diese Gnade vor Gott, daß ihr die Geduld nicht ausgeht. Geben Sie mir auch viel Commission. Ich wills gar nicht als Heimzahlung meiner Schuld, sondern als ein neues Soll in mein Schuldenregister eintragen, wann ich Ihnen viel angenehmes erweisen kann. Grüßen Sie mir Ihre l.[ieben] Kinder, den schönen Blüthenkranz, der Sie umgibt, und das blühende Röslein darinn meine Pathe zuvörderst. Aber sagen Sie ihr nicht, daß ich sie für ein Röslein halte, sondern etwa für ein Veilchen oder für ein Vergißmeinnichtlein. An Mad. Schneegans muß ich selber schreiben. Nein! Ich muß nicht. Ich will! Leben Sie wohl, liebe freundliche Seelen! Herzlich Ihr Hbl. d. 19ten Okt. [18]21.
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Wir sind glücklich
angekommen...: Die Verse entstammen |