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AN CHRISTOF GOTTFRIED HAUFE

   

[8. November 1816]         

Ihr guten Seelen, voll Freundschaft und Nachsicht! Wenn der Heilige, den unser Herz verehrt, einst Kirchenrath gewesen wäre, wie wohl er es sehr war, aber auch noch etwas mehr, so hätte er zu den Gesegneten seines Vaters gewiß auch das gesagt: „Ich habe Akten geschrieben, und ihr mir Briefe." Ich hoffe aber, er habe es gedacht — muß man denn alles sagen? — weil ich doch auch einer von den geringsten seiner Brüder bin, und vergelten soll ers euch wenigstens mit allen Freuden und mit allem Frieden, den freundliche und gute Herzen verdienen.

Lembke konnte sich (ich könnte hier gleich das fatale „zwar", diesen eisernen Czar wieder einschieben) keinen bessern Fürsprecher wählen, als eine Fürsprecherinn, und keine bessere Fürsprecherinn als Sie mein lieber Minister, und zum einsweiligen Beweis will ich das böse Zwar sogleich mit einem guten Wunsch umschreiben, daß bald eine Stelle dahier sich eröffnen möge, die seinen Wünschen und seinen durch Alter und Verdienst begründeten Ansprüchen angemessen sey. Geschieht es, dann werde ich aus vielen Rücksichten, unter andern aus einer eigennützigen, aber schönen, die zwar vielmehr eine solche Aussicht ist, zur Erfüllung unserer Wünsche beitragen was möglich ist.

H. Münz hat mich nicht besucht. Vermutlich also war er nicht hier. Denn ich und die Akten waren die ganzen Ferien hindurch zu Hause. Gerne hätt ich ihn sprechen mögen, bitte auch ihn zu grüßen. Er hat mir früher von einem Plan geschrieben für den ich mich — doch wißt ihr was? Ich will selbst an ihn schreiben.

Ohnmachts Bilder gefallen sehr. Wie sollte mißfallen können, was aus seinen Händen kommt. Aber sagen Sie ihm nicht, daß sie noch immer vor der Thüre stehn, weil sie noch immer der G.[roß] H.[erzog] zuerst sehen will.

Die Gemählde der Zeit machen hier keine Sensation. Hätt ich nicht ein eigenes Exemplar, ich verstünde nicht, was Sie damit meinen. Ueber dem Rhein hatten sie freilich nichts zu thun. Was braucht ihr unsere Thorheiten zu wissen, und wo uns, besonders die armen Barfüßigen — der Schuh drückt.

Es ist wahr, bald weiß ich den Weg nach der Ballhausgasse, oder überhaupt im Kl. Straßb. herum nicht mehr das doch wenig Gassen hat, und bin doch so oft bei euch. Es erinnert mich so vieles z. B. wenn ich lese: „Auf Befehl des Ministers" — wärs nur meiner! denke ich alsdann, oder „sey darauf zu erwiedern" nemlich Euch oder „und sey damit bis auf bessere Zeiten anzustehen" nemlich mit dem Kirchenbau irgendwo, aber auch mit der Reise nach Straßb.

Meine herzlichen Grüße unsern Freunden. Gott zum seligen Gruß

herzlich Ihr Fr.     Hbl.            

 

St[oebe]r hat mir auch geschrieben, und einige sehr artige Sachen beigelegt, unter andern auch die Ankündigung der neuen Monatschrift. Weil ich in Basel, also reformirter Weise getauft bin, so... *) ...'s gefallen laße, prädes... *)

 

 

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*) Risse im Papier

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