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AN CHRISTOF GOTTFRIED HAUFE

   

[April 1811]         

Ihr seid mir curiose Correspondenten, ihr elsaßer Zugvögel. Wenn man euch nicht schreibt, schreibt ihr auch nicht. Wenn ichs nun eben so machte, schriebe niemand mehr, und was wäre die Folge? daß der Hippeldrippel oder das Schumacher Stühlein umfiele, und ein Verleger und zwölf Nachdrucker um ihr Verdienst und ihre iungen Raben ums Futter verkürzt würden, wäre in meinen Augen das geringste.

Eigentlich sollte immer in einer wohl organisirten Correspondenz der Gegenpart dessen, der am wenigsten schreibt, am meisten schreiben, zumal, wenn dieser vier Hände hat, und iener nur zwey, und mit den vieren nichts zu thun hat, als zu kochen, zu stricken, zu nähen, zu bügeln, Kinder zu erziehen, und austerlitzer Nasen zu poliren, und gewiß weiß, ob er noch in Straßburg ist, der ander aber nicht, biß halb Kork expreß nach KR. kommt, und Bericht gibt, wie oder wann.

Unter halb Kork versteh' ich nicht blos den halben Ort dieses Namens sondern die halbe Diöcese. Denn der Dekan repräsentirt das Ganze, seine Frau aber ist von ihm die Hälfte. Ich brachte einen angenehmen Nachmittag bey H. KR. Volz mit ihr, mit H. Pf. Schild und mit euch zu.

Aber noch immer hab ich nicht geschrieben, warum ich so lang nicht geschrieben habe, auch im Verlauf meines Stillschweigens nie. Ein Professor hat sich gut entschuldigen, ein Direktor auch, ein Kirchenrath auch. Ist einer fertig kommts an den andern. Was einer liegen läßt, schiebt er auf den andern. Hadert mit welchem ihr wollt, es wird euch keiner zur Rede stehen. Ein Gestrandeter hat auch gut, sich entschuldigen:

Ach auf Freuden
folgen Leiden,
auf die Sünden harte Büß'
daß ichs sagen,
daß ichs klagen
Götter, daß es wahr seyn muß!
Die durch ihre Rosenwangen
durch der Lippe Red und Kuß
durch ihr zärtliches Umfangen
fest mein armes Herz gefangen,
daß es ewig zappeln muß
daß es brennt, wie Doktor Huß
beut nun ihre holden Wangen
einem anderen zum Kuß.
Hat das Sakrament empfangen,
das zum heimlichsten Genuß
iede Liebe weihen muß
und hat schon ein Kind empfangen.

Sie hat nemlich, — ach daß ich sagen könnte, die Tochter des H. Gaymüllers — nein, die gebenedeite Tochter Kronions Mad. Hendel, zerrissen hat sie den Bendel, und sich in den Stand der 4ten heiligen Ehe begeben mit H. Professor Schütz in Halle.

Und da soll man noch an einem Schuhmacherstühlein drechslen, und sich nicht vielmehr mit dem Diakonus Schuhmacher selber associren und mit ihm einen thränenreichen Hopelpoppel schreiben oder ein durchlöchertes Herz!

Und ihr geht mir auch in die weite Welt, und brecht dem Stühlein ein Bein aus!

Im Grunde ist doch auch etwas erfreuliches daran, daß Kl. Straßburg bereits Colonien aussendet, wie das alte Athen und Phokis. Marseiile ist auch so entstanden. Auch hab ich bereits eine Communikationsbrücke bey Kippenheim angelegt, — vor der Hand noch eine fliegende in den Lüften.

Vielleicht reise ich im Juli ins Oberland vielleicht hin oder her ins Straßburg hinein. Vielleicht mit vielleicht multiplicirt gibt zwar sonst zum Produkt: Unwarscheinlich.
Dißmal aber: Warscheinlich. H. Schneegans hätt ichs kurz so sagen können
v X v = u.w - u  Meine Grüße im Hof des Mathematikers und Anatomen.

Peter I. K. v. Assm. u. Kaub                
 Herr des Oceans u. zu Kork.                

         

   Eigentlich ist  v = w — w.  folgl.  v.2 = w2 — 2ww + w2

 Dismal aber ist  v = w          folgl.  v.2 = w2   kurzweg.

 

 

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