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AN CHRISTOF GOTTFRIED HAUFE

   

[5./6. Januar 1809]         

Der König v. A. und C. studirt auf ein Gesicht zur neuen Geschichte, und wäre geneigt, sogleich eine Anekdote vom seligen Apotheker daran zu knüpfen, doch will er euch liebe Leutlein seine herzliche Freude an der Vermehrung eures Hauses und der Bevölkerung seiner lieben alliirten Stadt Klein Straßburg keinen Augenblick vorenthalten. Möge Euch euer kleiner Walt viel eigene Freuden gewähren, und alle dieienigen euch ersetzen, die sein Brüderlein Quod Deus vult, wieder mit sich in die Erde genommen hat.

Was macht denn meine Pathe für ein Gesicht zu dem neuen Stimmlein, das sich in ihrer Wiege hören läßt, und sein erstes Hausrecht übt. Freut sie sich schon auf die Schläge, die sie einst von dem faustlustigen Goldschmid bekommen wird, und auf die Strümpfe, die sie ihm wird flicken müsen? Aber nur Geduld. Ich werde ihr schon 6füßige Thierlein mit langen Springfüßen in die Ohren zu setzen wissen.

Anligend übermache ich der gesammten Stadt Klein Straßburg ein grünes Neues Jahr im Kleinen, mit dem Wunsche, daß das Kleine und das Große ihr viel Spaß und Freude gewähren möge.

d. 6ten Jenn.         

Nein ich überschicke es ihr nicht anligend, weil ich den Brief nicht mehr fertig brachte um ihn der Böttinn mitzugeben. Es kommt aber das nächstemal, nemlich der Calender. Es ist meine Schaudelei wenn ich nicht für iede Familie einen eigenen übersenden kann. Ich dachte es aufs Neu Jahr zu thun, allein es waren schon lang keine mehr zu haben. Jezt kaufe ich wieder auf mit 100 p. c. Rabbat. Gegenwärtig hab ich nur 2, wovon ich mit einem Herrn Münz ein Versprechen erfüllen muß.

Hegis Adresse hab ich wieder verlohren. Ich bitte Sie also, sie mir, deutlich geschrieben, noch einmal zu senden, und diesen Brief an ihn noch einmal zu besorgen. Sie haben ia ietzt schon ein paar Hände und Füße mehr im Haus, die noch nichts zu thun haben. Das Porto rechnen Sie doch ia an. Was wollen Sie einem todten Fond, der Ihnen ohnehin viel Mühe macht und nicht dankt, auch noch etwas schenken.

Wir sollten von Rechtswegen unsere ganze Correspondenz auf Kosten des Lyceums führen. Denn der Weeber in Stetten sagt: Wofür hat man das Creutz, wenn man sich damit nicht segnet?

Grüßen Sie von mir alle Freunde. Ich bin mit bekannter Liebe

Ihr ergebenster     H.                 

 

Noch haben Sie mir nicht geschrieben, ob Sie den Trauschein v. Oehringen erhalten haben.

Fast hab ich die Zwillingsanekdote vergessen so aber ein Dreiling ist. B.[aer] profezeite einst einer Frau, sie werde mit einem Zwilling niederkommen. Da man dis für einen Spaß zu fade fand, hielt mans lieber für Ernst und lachte. Halb empfindlich darüber sagte er, was daran zu lachen sey, es sey ia schon manche Frau mit Zwillingen auf die Welt gekommen. Als man noch mehr lachte, gieng er an einen andern Tisch, und sagte im Weggehen: Entweder seid ihr alle verrückt, oder ich bin noch allein gescheidt.

 

 

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