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AN CHRISTOF GOTTFRIED HAUFE

   

d. 6. Aug: [1808]    

Den Buxbaumenen Napoleon, so wie meinen papirenen habe ich durch Ihre Güte richtig erhalten, samt ihrem Hoppelpoppel oder zweyleibigen Brief, wiewohl nach den badischen Ehegesetzen Mann und Weib (und also auch ihre Briefe) Ein Leib sind; was fast wunderlich lauten will. Es ist zwar ein entsetzlicher Gedanke, selbst an einem Hundstag sinnreich schreiben zu wollen. Allein ich kann es unmöglich auf eine kühlere Temperatur versparen, vielmehr will es mir iezt schon scheinen, daß eine einleibige Ehe eine schlechte Ehe seyn müßte, auch war ich wegen der Eurigen in der größten Verlegenheit. Denn ich müßte geradezu behaupten, daß Ihre Frau, mein wohlbetrauter Minister mit der rechten Hand des gemeinschaftlichen Eheleibs schreibe, weil sie schöner schreibt, Sie aber mit der Linken, was gegen besagte badische Eheordnung verstieße, nach welcher dem Mann beide Hände gehören, und der Frau der Mund. —
O, nichts für ungut liebe Sophie, ich wills Ihnen gleich erklären, und weiß überhaupt nicht warum ich an den Mann schreibe und nicht an Sie, da ich wie Sie sehn, wieder nicht viel zu schreiben weiß. Die Hände zum Arbeiten, hab ich gemeint, und den Mund zum weisen Rath. Eigentlich aber war es eine Klugheit, daß ich von meinem wohlbetrauten Thurn ablenkte, denn wenn es ihm einfiele mich zu fragen, wer schuld daran sey, daß er nicht so schön schreiben könne wie Sie, so kam es auf keinen Menschen heraus als einerseits auf mich, anderseits Herrn Ruf, an dessen Wiedergeburt Sie als seine fromme Schülerinn gewiß auch Antheil nehmen. Er ist von seiner Tochter mit einem süßen Enkel erfreut worden, nemlich nicht der Herr Ruf, sondern ein sicherer G. in Basel. Die andere Widergeburt des R. besteht darinn, daß er zuerst Rath wurde und wenig Tage darauf eine Verfügung herauskam, die alle Titel aufhebt und abschaft, die nicht dem Amt, das einer führt, entsprechen, also daß er iezt wieder Präceptor ist. Indessen theilen viele dieses Schicksal mit ihm, und es ist blos eine Flatterie von Ihnen wenn Sie mich noch Herr Kirchenrath nennen, statt Direktor oder König von Assmannshausen und Caub, welchen Titel mir niemand nehmen kann als Ihr Kayser, und das nur durch einen glücklichen Krieg. Und da es iezt wieder so bedenklich aussieht, und überall Eilboten fliegen und Staatsconferenzen gehalten werden, und man nicht weiß, was sonst brütet, so möchte ich sehr gerne eine Zusammenkunft mit Ihnen und meinem Erzkanzler auch Thurn und Taxis in Baden veranstalten, was aber aus einigen Gründen nicht angeht. Einer davon ligt weit vorne. Ich bin Herrn Münz und seiner Frau zweymal, zuerst auf Verabredung und dann auf Einladung durch Abhaltungen ausgeblieben. Wenn sie nicht empfindlich darüber sind, so könnten sie es dadurch werden, zumal da einiges Mißverhältniß obzuwalten scheint.

Dagegen gedenke ich, um meine königliche Souverenität zu sichern, sobald ich mich mobil machen kann, selber einen Einfall in Frankreich zu thun, und vor allen Dingen Straßburg zu erobern. Nicht iede Wolke die in den blauen heitern Himmel hineinschwimmt, verbirgt einen Blitzstral, am öftersten löst sie sich in erfreuliche Klarheit auf, oft schüttet sie ein par Oberämter oder Präfekturen voll Regen herab, was auch gut ist. Ohne Regen gedeiht nichts. Das schönste Wetter ohne Regen wäre das schlechteste Wetter. Oft kommt sie auch tief herab und blizt und donnert, aber zündet und beschädigt nicht, und nach einem Gewitter befindet man sich gewöhnlich wohl, und lacht sich gegenseitig aus wegen der Angst. Ich hoffe, so wirds mit der gegenwärtigen Kriegsfurcht, und vielen Andern Dingen, die uns in unserem Leben Angst machen, auch gehn. Gott gebe Ihnen gute Zehen und dem Mäuslein gedeihliches Wachsthum. Von Herzen

Ihr    H.                 

 

 

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