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AN CHRISTOF GOTTFRIED HAUFE

   

15. J[anuar 1807]         

Der Steinschleifer Meyer bringt mir nebst einem Gruß von seiner Frau, nemlich an mich die Bernsteine zurück, und ist des Gutachtens, sie seien so weich, von so schlechter Sorte, und zum Theil so schadhaft, daß sie nicht mehr können geschliffen werden. Er rathet, sie zu Rauchpulver zu verkaufen.

Ich bitte Sie daher um Aufträge, ob ich sie dem Hofapotheker anhängen und Ihnen Magenmorsellen dafür schicken soll, oder ob ich von dem Steinschleifer verlangen soll, sie auf Ihr Risiko zu schleifen, sie mögen ausfallen, wie sie wollen. Möglich, wäre es, daß sie der Kosten alsdann nimmer werth wären. Oder soll ich sie der Böttinn um den Hals legen und zurückschicken? Denkwoll!

Ihr lieben Leute dürft mir doch lange Briefe schreiben, wenn ich schon so kurz bin. Bey mir richten sich die Briefe nach der Kürze und Länge der Tage. Bald wirds wieder besser gehn.

J. P. H.                 

 

Links um!

Auf Ihr leztes Schreiben machte ich noch einen Versuch bey d. Steinschleifer, und fand was ich vermuthete, daß er wegen andern größern Bestellungen die Zeit nicht hat oder haben mag, diese Commission zu übernehmen. Auf Zureden versteht er sich iedoch dazu wenn Sie nicht eilen. In 3—4 Wochen verspricht er die Arbeit. Melden Sie mir, ob Sie so lange warten können, oder was ich thun soll.

Ich theile euer Leid wegen H. Minz. Sie haben mir nicht einmal geschrieben, daß er schon geheurathet ist. Vielleicht wußten Sie es selber noch nicht. Geben Sie ihn nicht auf, beurtheilen Sie ihn nicht zu hart. Es kann neben solch einer Verirrung doch in allem übrigen ein guter ia edler Charakter bestehen. Er verdient bedauert, nicht verdammt zu werden, und wird iezt mehr als ie der Freundschaft bedürfen. Wenn ich mich in der Person seiner Gattinn nicht irre, so kann sie noch kein Jahr von ihrem Mann geschieden seyn, welches nach euern Gesetzen die neue Verbindung ungültig macht, wenn ihm ein guter Genius noch Reue eingibt.

Die Forderungen, die Ihr guten Leute an einen Freund macht, gereichen wohl euerm eigenen Charakter zur Ehre, aber sie sind zu groß, als daß sie nicht oft sollten getäuscht werden. Sie haben schon so manchen mit Wärme umarmt, und mit Kälte wieder entlassen, daß zulezt Sie scheinen werden der Wankelmüthige zu seyn. Stöber, Mäder, Minz, Cammerer, glaub ich, auch. Doch machts Münz zu arg, und unser Klein Straßburg ist ein tugendhaftes und ehrbares Städtlein. In Groß Karlsruh nimmt mans schon nicht so genau.

H.                 

 

 

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