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AN CHRISTOF GOTTFRIED HAUFE

   

d. 9ten Dec. [1806]       

Meine königlichen Regirungsgeschäfte engen mich, Meine Besten in diesen kurzen Tagen so ein, daß ich oft kaum Zeit zum Athmen finde, und doch theile ich noch manche gute Minute zwischen Athemholen und schönen Erinnerungen an Klein Straßburg und seine gesamte Bevölkerung. Aber damit kann ich mir das Phänomen meines langen Stillschweigens doch nicht recht erklären wenn ich nicht den armen unschuldigen Daniel ins Spiel ziehe, wie folgt. Das Briefschreiben wird, wenn es nicht aus Nothwendigkeit, oder Langweile geschieht, einzig durch das Verlangen nach dem Umgang mit abwesenden Freunden erzeugt, und dieses mildert der kleine Schelm bey mir, theils schon dadurch, daß er selber ein Theil, wenn schon ein kleiner, des traulichen Ganzen ist, zu dem Ihr gehört und das mir mit iedem Einzelnen unzertrennlich in die Seele rückt, theils daher, daß ich euch alle samt der ganzen Ruprechtsau und allen platten Schiefern am Wasser, um gut gregorianisch zu reden, so fest auf ihn binde, daß es mich wundert, wie er noch das viele Griechisch und Latein, das ebenfalls ihm aufgebunden wird, ertragen kann. Indessen ist er doch schuld, daß ich iezt so geschwind antworte, um einen Mißverstand zu lösen, mit dem er euch irre führt. Ich wollte vor einigen Wochen in einer Angelegenheit nach Bischofsheim reisen, und rechnete dann freilich einen Tag für Straßburg drein. Allein es mußte unterbleiben. Bis Weihnacht reise ich wieder, aber nicht wie D[aniel] fälschlich voraussezte, nach Bischofsh. sondern nach Frey[burg] und Basel, und wieder zurück über Freyburg. Allerdings studire ich darauf einen Tag für Straßburg herauszubringen. Aber ich kann nicht dafür stehen, habe wenig Hoffnung dazu. Die Tage sind kurz, das Wetter und die Wege schlecht, mein Termin befaßt 8 oder 9 Tage, und es kommt darauf an, wie ich mich expediren kann, und wie mir die Postkutschen für die Vereinigung mehrerer Zwecke gehn.

Das Resultat meiner Reise wird die Entscheidung seyn, ob ich die neue lutherische Pfarrey in Freyburg annehme oder nicht. Fast glaube ich Ia.

Iezt will ich noch meinen Minister mit einem Auftrag belehnen. Herr Stöber wird wohl wieder einmal am Fenster vorbey gehen und hineinschauen. Entschuldigen Sie mich doch bey Ihm nebst höflicher Empfehlung. Ich bitte um etwas Frist. Ich empfieng den Almanach als ich zu Drechsler gieng, nahm ihn mit, und las dort in einem Winkel hastig das Beste und Meiste weg. Professor Gerstner, dem ich ein Gedicht darin zeigte, bat mich um die Mittheilung auf einen Tag. Seit dem spazirte er, wie es scheint durch mehrere Hände, und ich habe ihn erst gestern wieder bekommen. Ich wünsche, daß Herr Stöber einsweilen, biß ich ihm nun schreiben werde, in meinem hastigen Durchflug meine Erwartung und Begirde, und in dem langen Außenbleiben des Allmanachs, die Theilnehmung und den Beifall erkennen möge, womit er aus einer Hand in die andere gieng, obgleich der Verleger wenig dabey profitirt. Gott gebe euch schöne frohe Weihnachten.

Uebers Jahr hängen wir einen Christkindleinsbaum im eigenen Stüblein auf, wenn nur erst das liebe Kindlein da ist.

Ich bin in entsezlicher Eilfertigkeit und es soll euere große Kunst seyn, den Brief so geschwind zu lesen, als ich ihn schrieb. Meine Grüße rechts und links. Von Herzen

Ihr ergebenster      H.                   

den 10 ten Dec. [1806]

 

 

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