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AN CHRISTOF GOTTFRIED HAUFE

   

Hier übersende ich Ihnen mein Bester, den Carneol. Ich will wünschen, daß die Steinschleifer und Juwelire andere Begriffe von der Schönheit und Reinheit der Steine haben als ich, und daß Sie diese Eigenschaften an Beylaufendem finden mögen. Mein Möglichstes habe ich bey H. Meier durch Empfehlung und Zureden gethan. Er kostet
2 fl., die ich ihm noch nicht ausgelegt habe, biß ich weiß, ob er Ihnen gefällt, und ob Sie mir dazu Auftrag geben werden. Sie haben mir die 11 fl. für Fr. Pf. Fechtinn nicht vergessen zu bezahlen. Ich bin Ihnen ia auch den Rochen Wein noch schuldig, und habe Ihnen ebendeswegen die Bezahlung auch nicht angebotten. Ich bin nie glücklicher als wenn ich an vielen Orten kleine Rechnungen habe, und bald in Heidelberg, bald in Basel, bald in Strasburg über ein par Batzen oder Gulden disponiren kann. Ich komme mir alsdann wie ein Bourdalez im Kleinen vor, und ahme daher auch im Kleinen seine Sparsamkeit nach. Denn wo er 10,000 fl. vergeuden könnte, verthut er, wenns möglich ist, nur einen. Ich aber wo ich einen verthun könnte, beschränke mich auf 59 cr.

Daß der Minister auf der ganzen Heimreise meine Stimme gehört hat gieng ganz natürlich zu, denn ich habe während euerer ganzen Reise mit euch gesprochen, und wer weiß, ob ihr für euere Unvorsichtigkeit ohne Mäntel zu reisen so ungestraft davongekommen wäret, wenn nicht ich der gute Narre gewesen wäre, der Zahnweh darauf bekommen hat. Es war aber gar nicht rasend, wie man es sonst zu nennen pflegt, sondern ich wards. Bald darauf aber bekam ich eine andere Krankheit, die warscheinlich auch noch eine Folge euerer kühlen Nachtfahrt war, die mich aber so angenehm afficirte, daß ich mir dieselbe, wenn ich nichts mehr auf der Erde zu thun habe, noch auf ein Viertel Jahr vor meinem Ende wünsche, ein sanftes Hin- und Herschwanken in Hitze und Frost verbunden mit einer liebenswürdigsten Schlafsucht von drei Tagen.

Der Himmel lasse Ihnen und Ihrer Sophie aus der süssen Hofnung, die Sie ietzt schon so froh und glücklich macht, viel liebe und lange Vater und Mutterfreuden reifen.

Fast hätte ich geglaubt, man wolle mir den Staatsoperationsplan, die Familie um ein theures Haupt oder Häuptlein zu vermehren, verheimlichen, als ob mich die innern Angelegenheiten nichts angiengen. Aber es ist, wie Sie sagen. Sie konnten ia nie davon reden. Gott helfe nun, daß es wahr werde, was ich Ihnen für Ihre Ruhe versprochen habe, wenn Sie einmal Vater seyn würden.

Demois. Hugo schickt mir 9 Livr. für Sie oder Ihre Frau. Sehn Sie wie gut es ist, wenn man Rechnung hat. Nun werden wir ziemlich ausgeglichen seyn. Ich bitte den Minister, die Rechnung zu stellen und gesund zu bleiben. Viele Grüße an H. Münz, Schneegß etc.

H.                 


Ein Brief an Mad. Weiler, den ich für die Böttinn nicht mehr leisten kann, kommt auf der Post unter Ihrer Addresse nach.

d. 2tn Sept. [1806].

 

 

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