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AN CHRISTOF GOTTFRIED HAUFE

   

d. 12ten Nov. [1805]         

Verzeihen Sie mein Bester, daß ich so lange nicht schrieb, und auch ietzt blos von Dingen Sie unterhalte, die eigentlich mehr für meinen Minister gehören. Doch will ich nicht davon anfangen, ohne Ihnen zuerst für Ihre Freundschaft, und für das Vergnügen zu danken, das Sie mir mit der Schneegansischen Kunst-Ausstellung gegönnt haben.

Bezeugen Sie Herrn Zyx meine Freude an seiner Composition, und meinen Dank für die sichtbare Liebe mit der er sie gedacht und ausgeführt hat. Einige Bemerkungen wird er nicht ungefällig aufnehmen, die ich blos um deswillen anführe, weil sich einiges was ich geändert wünschte, vielleicht noch auf dieser Platte anbringen, oder bey den künftigen benutzen läßt.

Unsere Landleute werden in den Figuren ihr Original nicht ganz erkennen, aber Sie werden ihre Schadloshaltung finden an der Erhöhung der Copie ins Geschmackvollere und Edlere, mit der sie der Künstler zu verschönern wußte.

Sieht nicht der Cammerad auf dem Ofen zu alt aus? —

Die Schwester gerade unter ihm, o sie sizt so glücklich gedacht, und liebenswürdig da, daß man nur das Original dazu geschwind haben, und umarmen möchte. Aber die Kunkel der Nachbarinn im Hintergrunde scheint etwas zu hoch.

Der Schiehut neben dran sollte weg seyn. Die Scene ist im Winter, da sind die Schiehüte in den Stuben unsichtbar.

Der Aetti ist brav, die Mutter auch. Lezterer wollen wir nur einen längern Zipfel an den Ermel wünschen.

Ganz vortreflich der Knabe mit den Lichtspänen vorne. Ich wünschte mehr Kunstkenntniß zu besitzen, um hier mein Wohlgefallen daran genauer entwickeln zu können. Nur sieht er für das was er sein soll fast zu männlich aus, und die Beine für einen Bauren Jungen fast zu dünne. Nach dem Costüme sollte er den Kopf bedeckt haben. Aber es wäre wirklich fast schade. Ich kann die feine Ausweichung nicht genug bewundern, daß H. Zyx der Schwester gegenüber, die Kunkel auf den Schooß legt, und das ganze gewinnt dadurch ungemein. Aber das Bild selbst! Sagen Sie es Herrn Z. so delikat als möglich, daß es nach meinem Urtheil viel zu edel, die Figur zu groß, das Gewand zu flottant scheint. Man glaubt eher eine Gottheit, die sich in der fremden Kleidung nicht ganz verbergen kann, als ein Bauernmädchen zu erblicken. Das Gewand der O.[ber]l.[änder] Weibsleute ist viel zu steif als daß das, was darunter verborgen ist, so sehr durchschauen könnte. Die Kleidung schmiegt sich nicht so an, wie wohl etwas immer um des gefälligeren Anblicks wegen ab- und zugegeben werden kann. Der Schlauf auf der Kappe ist vielleicht etwas zu hell da das Band schwarz ist, auch sollte er etwas mehr nach vorne herabliegen. So sieht er eher einem Röschen gleich. Dies sind meine Bemerkungen. Ich wollte sie lieber durch Sie als unmittelbar H. Z. mittheilen, weil sich mündlich glimpflicher darüber sprechen, als schreiben läßt. Mein Beyfall sey dadurch nicht geschmälert. Wenn er keine Hand mehr anlegt, so hat er doch Ehre davon und ich Freude an seiner Arbeit, und freue mich auf die Mutter am Christabend, wie auf das Christkindlein selbst.

Ein Kunstfreund macht noch die Bemerkung, die ich nicht unterschreibe, sondern lediglich der Beurtheilung des Künstlers überlasse, daß die Scene zu stark und weit erleuchtet sey, und gibt mir das Blatt, das ich ihm mittheilte so zurück, wie es hier mitfolgt. Ich überlasse es Ihrer Klugheit, ob Sie es H. Zyx mittheilen wollen. Ich möchte ihn nicht gern empfindlich machen.

Maklott ist ganz entzückt. Er wünscht in Hofnung eines reichlichen Absatzes das Buch noch etwas vor Weihnachten in Umlauf zu bringen. Sollte H. Z. zu diesem Zweck durch Beschleunigung der Arbeit behülflich seyn können, so wäre es auch mir lieb. Nicht gerne sähe er 2. Stücke auf einer Platte, weil er das Buch in 2erley Format, groß und klein herausgibt. Den Abdruck will er in Stuttgard besorgen lassen.

Grüßen Sie meinen Minister, Pf. Franz, Schneegansens p. p. Auch bey Pf. Franz bin ich in der Schuld. Es soll alles noch rein werden. Ein eigenes Wägelein will ich hinaufschicken mit Zundel, theologischen Abhandlungen und Briefen.

Herrn Cammerer bitte ich nicht nur zu grüßen, sondern auch die didotische Ausgabe classischer Autoren, so weit sie heraus sind, nach dem Muster, das ich mit der nächsten Böttinn schicken werde, für mich zu bestellen. Sollte es in seiner Handlung nicht zu haben seyn, so wird er Ihnen Auskunft geben können. Die Bezahlung soll unverzüglich folgen. Gott und dem Napoleon befohlen!

Ihr ergebenster    H.                 

 

 

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