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AN CHRISTOF GOTTFRIED HAUFE

   

Mein lieber Herr Haufe!

Sie sind dismal übel daran, und dauren mich. Sie haben nemlich mit diesem Brief nicht viel anzufangen, eigentlich sonst gar nichts, als dem Überbringer einen Sols dafür zu bezahlen, und ihn alsdann der Frau Vorsteherinn der alexandrinischen Bibliothek zu überbringen, die Ihnen daraus sagen wird, um was Sie sie schön bitten, oder um was ich Sie und sie bitte. Denn allerdings meine theuerste Frau Sophie, ich schreibe an Sie, und zwar, weil in der so eben verwichenen Nacht mein Geburtstag war, empfangen Sie den allerersten Brief aus meinem neuen Lebensiahr, wenn ich nicht in der Nacht, wie es mir schon manchmal vorkam in einer andern Welt war, und zum Spaß einen Brief vom Sirius auf den Alcor schrieb, welches der kleine Stern ist, wenn Sie sich einmal wollen den Heerwagen am Himmel zeigen lassen, der kleine Stern, der über dem mittlern Stern der Deichsel kaum sichtbar steht, und von weniger gelehrten Leuten, als wir sind, auch der Fuhrmann genannt wird. — (Wie benimmt er sich? Schmollt er? Geht er fort und schlagt die Thüre zu, und sagt daß mans noch hören kann, diesem Correspondiren wolle er ein Ende machen, nur Gedult!) Gar zu böse müßen Sie ihn doch nicht werden lassen, weil ich ihn durch Sie noch um etwas zu bitten habe. Weil Sie nemlich schon allerley Aemter, als da sind das Sekretariat und die Direktion der Bibliothek übernommen haben, die aber für Sie noch nicht wichtig genug sind, so erlauben Sie mir, daß ich Sie bitte, gedultig dabey zu bleiben, wenn ich Sie hiemit zu meinem Minister in auswärtigen Angelegenheiten und Intendanten im Fach der schönen Künste und Wissenschaften ernenne. Ob Sies annehmen wollen oder nicht, wird sich bald zeigen, wenn Sie folgende ministerielle Eröfnung an Herrn Haufe werden ergehen lassen, oder nicht:

„Der Herr Professor Hebel, (so werden Sie sagen, oder nicht) der iezt wieder ein Jahr älter ist als fernd, und der Aufführung nach iünger, dem Ansehen nach aber älter scheint, als er ist, entbietet Dir seinen Gruß, Würdiger, Lieber, Getreuer und hat das gefällige Anbieten des Herrn Zyx die Zeichnungen zu den allem. Gedichten nicht vergeßen, noch weniger gering geschäzt. Allein während seines 6tägigen Aufenthalts in Strasburg den wir beide durch mancherley Beschwerden wohl empfunden haben, wollte H. Maklott in CR. an Herrn Meuchelt in Lörrach schreiben und fragte vorher H. Haldewang, ob Meuchelt geschickt sey. Ob dieser mit Ja oder Nein geantwortet habe, kann ich dir eigentlich nicht sagen, wohl aber, daß Herr Haldewang entweder aus Gefälligkeit gegen den Verleger oder gegen den Herrn Verfasser die Anbietung gemacht habe, mit seinem Freund Strütt die Kupfer in aqua tinta, zu deutsch: gefärbter Wassermanier zu stechen, und die Zeichnung durch einen geschickten Künstler in Basel nach Natur und Leben besorgen zu lassen, welches Erbieten der Verleger angenommen hat. So gerne nun der Herr Verfasser sein Werklein mit Abbildungen nach den Ideen des geistreichen Herrn Zyx hätte geziert sehen mögen, so kann und mag er doch an der Uebereinkunft nichts ändern, theils weil Hald. und Strütt gute Bekannte und Landsleute (lezterer sogar von Tegernau) sind, theils weil die Zeichnungen in der Gegend selbst verfertiget, allerdings wenigstens an der Treue der Darstellung gewinnen können, theils und hauptsächlich, weil dem Verleger das Vorrecht zukommt, diejenigen Künstler zu wählen, zu welchen er selber das gröste Zutrauen hat, indem die Kosten und das Risiko auf ihm liegen, und (wie Sie aus Ihrem Eigenen schalkhaft hinzusetzen werden) die Kupfer den Text müßen verkaufen helfen. Dis hast du mein Lieber Getreuer, dem Herrn Zyx auf geziemende Weise zu eröffnen, und demselben des Herrn Professors aufrichtigen Dank und Gruß zu melden. Daran geschieht des Herrn Professors Wille, und bleibt dir in Gnaden gewogen."

Uebrigens wünsche ich, mein lieber Minister, daß Ihnen Ihr Sekretariat bey Herrn Haufe gar viel mehr möge zu schaffen geben als die Ministerschaft und Intendanz in Zukunft. Denn wegen lezterer sollen Sie ungehindert können stricken und sticken, kochen und pochen mit und ohne Annäherungsgläser, nach dem Wasserzoll zu Schiff fahren, oder in Baldners Garten zu Fuß gehen, und bisweilen daran denken, daß ich auch einmal dabey war. Grüßen Sie, wiewohl dieses nicht zum Departement der äußern, sondern der innern Angelegenheiten gehört, nebst Ihrer Madm. Schwester das Schneegansische Haus, nemlich nicht die Wände und Fenster, sondern was Gutes und Freundliches zwischen den Wänden wohnt und zu den Fenstern hinausschaut rechts und links, oder hüben und drüben, wie man in Carlsruhe sprachrichtig zu sagen pflegt. Ich bin in diesem und allen folgenden Jahren

Ihr ergebenster     Hebel              

d. 11ten May [1805]

 

 

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