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AN CHRISTOF GOTTFRIED HAUFE

   

Mein Bester!                                                                         [7. Mai 1805]

So mach ichs immer. Die ältern Freunde verneglischir' ich und hofire den neuern. Die zwey eintzigen Bogen Postpapir, die ich noch bey der Hand habe, bewahre ich für Schneegans und Hafner, (soll heißen Frantz) auf und unterhalte mich mit Ihnen auf Schreibpapir. Auf das Papir kommts freilich nicht an, wenn nur was darauf steht gut gemeint ist. Das Innere, nicht das Aeußere gibt den Werth. Lehnte doch ein benachbarter Landmann den Vorwurf daß er am Trauertag des verstorbenen Erbprintzen keine schwarzen Strümpfe trug, mit der naiven Rechtfertigung ab, das Hertz müße schwartz seyn, die Strümpfe machens nicht aus. Auch das war gut gemeint, und so wie ers meinte, wahr.

Ich übersende Ihnen nun hier, was Sie vor 8 Tagen zu erwarten hatten. Ich merke nun selber erst, warum ichs Ihnen von 8 Tagen nicht schickte, nemlich damit ich Ihnen heute wieder ein neues Brieflein dazu schreiben kann. Der Hofsteinschleifer hat Ihre Bestellung in gutem Andenken, klagt aber, daß er schon lange vergeblich auf den Goldstein warte, den er bestellt hatte und verspricht, so bald er ankomme Ihnen zwölf Piecen zu bearbeiten. Ich ärgere mich daß das Quodlibet von Drechsler so heillos abgeschrieben ist, als ob der Abschreiber von seinem Bier dazu getrunken hätte. Vielleicht können Sies doch herausbringen, oder ich schreib es Ihnen noch selber ab. Ich kann auch bey trübem Bier deutlich schreiben, wenn ich will, und Zeit habe. Was sonst in dem Paket nicht für Sie allein bestimmt ist theilen Sie gefällig aus, wohin es gehört. Dismal schrieb ich an Sie allein. Sie dürfen also hertzhaft Ihr gutes verständiges Weiblein in meinem Namen umarmen und sie recht froh und fromm küssen und grüßen. Aber ia fein bescheiden und anständig und die Rolle nicht vergeßen. Sie agiren mich. Auch ihre Jgfr. Schwester grüßen Sie und H. Kam[p]tman[n], der mir die Heimreise bis über Bischofsheim hinaus noch sehr angenehm und interessant machte. Dieser Brief könte sehr militärisch aussehen, wenn er wollte. Der General Bohlen oder wie er sich schreibt, läßt mir von Anfang bis zu Ende dazu trommeln, als ob er alle Rattmäuse aus CRuhe vertreiben wollte. Es fehlt mir nichts mehr als ein Geißbock da gegenüber im blinden Cirkel. Denn der Wind saust dermalen, aus dem anprallenden Kleinhagel an den Fenstern zu schließen, aus Nordost. Ich mag mein in Ruhestand geseztes Ohr gegen das Fenster und das in Officio stehende gegen die Wand richten, wie ich will. Diesem Fuderfaß von einer türkischen Trommel ist nicht zu widerstehn.

Vielleicht hört er auch auf, wenn ich schließe. Leben Sie wohl mein Lieber! Ich bin mit redlicher Gesinnung

der Ihrige    H.                

 

Nachtrag: Ich will alles verrathen. Ihre Frau korrespondirt mit mir! Das haben Sie gut gemacht, meine liebe Frau Sophie, daß Sie sich einsweilen der Feder bemächtigt haben. Nur festgehalten. Das Haus-Zepter wird auch noch nachkommen. Eins nach dem andern, und H. Haufe wird hoffentlich nichts dagegen haben. Wenn wenigstens ich eine Frau hätte, so sollte es mein erstes und zuträglichstes seyn, mich unter ihre weise Vormundschaft und Leitung zu begeben und die Leute dazu lachen zu lassen. Schönen lieben Dank einsweilen für die Freude die Sie mir durch Ihr Schreiben gemacht haben. H. Haufe hat sich unterstehen wollen es zu recensiren. Das soll er bleiben lassen, oder wir machen gemeine Sache gegen ihn.

J. P. H.               


Dienstags. Besser kann ich das Datum nicht angeben. Ich helfe den Calender machen. Aber ich habe keinen im Hause. Doch da ligt die gestrige Zeitung also den 7ten May.


Zweiter Nachtrag an H. Haufe:

Klübers Schrift ist hier, und wie Klüber selber versichert nirgends mehr zu haben. Mein eigenes Exemplar ist, weiß ich denn wo? und wem ichs gelehnt habe? Ich schicke Ihnen also hier zur Befridigung der Neugierde ein geliehenes. Aber legen Sie es ia nicht zu den Organisationsedickten, ich habe für die Rückgabe Ehre und Blut verpfändet.

 

 

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