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AN CHRISTOF GOTTFRIED HAUFE

   

Daß ich wieder hier bin, das werden Sie mein Bester, da oben sehn im Eck. Wie ich heim gekommen bin, wird Ihnen Freund Schneegans sagen. Ich hätte Ihnen früher schreiben können, aber ich mußte zuerst andern Freunden rühmen, wie gut es mir bey Euch in Strasburg ergangen ist, und wie innig und hertzlich froh ich war. Oft widerhol ich in der stillen angenehmen Erinnerung die frohen Tage vom ersten bis zum lezten, und werde die Freundschaft, die ich in Ihrem Hause und bey Ihren Freunden fand, nie vergessen. Empfangen Sie dafür noch einmal meinen frölichen Dank. Haben Sie denn auch noch ein parmal von mir gesprochen, und ist es euch recht daß ich bey euch war. Es ist mir doch lieb für euch, daß ihr wieder in der alten häuslichen Ordnung seid. Die gute freundliche Sophie hat mich oft gedauert. Aber ich konnte euch nicht helfen. Am Ende dachte ich, und wenn ich mich recht hart und gefühllos machen wollte, wirds den lieben Leuten nur desto behaglicher seyn, wenn sie wieder allein und selber Meister in ihrem Hause und an ihrem Tisch seyn werden. Möge Ihnen der Himmel Ihr frommes häusliches Leben und Wesen mit recht viel neuen Reitzen und Freuden erhöhen, nach und nach, nicht auf einmal, und Sie recht glücklich seyn und werden lassen. Ich übersende Ihnen hier die Abhandlung des G.[eheimen] Referendar Klübers, und damit alles in ein Paket geht, den Adelstan, für H. Schneegans und das Quodlibet von Drechsler, zu dem ich aber meinen Namen nicht bekenne, wenns der Advokat Dill oder der selige Hofr. Böckmann erfahrt. Und weil ich gemerkt habe, daß Sie sich eine artige Büchersammlung, oder wie Jean Paul es nennen könnte, eine alexandrinische Hausbibliothek, oder ein Winterhaus für die Pomeranzenblüthen und Früchte des Parnassus anlegen wollen, so stifte ich Ihnen hier den Mnioch dazu. Wenn Sie auch
J. Paul's Geist nicht darinn finden sollten, so finden Sie doch sein Lob. Ich schicke es Ihnen nicht aus dem Buchladen, sondern in Hofnung, daß es desto mehr Werth für Sie haben soll aus meiner Bibliothek, und Sie können daran sehen, wie sehr Sie mir lieb sind, daß ich mich ohne Schmertz von meinem Lieblingskupfer im 2ten Theil scheide, und es nicht malitiöser Weise herausschneide.

Nein ietzt ists auf einmal alles nichts. Der Klüber kommt nicht, der Adelstan nicht, der Drechsler und der Mnioch nicht, kein Brief [an H. Schnee*]gans und keiner an H. Pfarrer Hafn[er, lies*] Frantz. Grüßen Sie einsweilen beide in meinem Namen, und alle Freunde, die ich in Strasburg gewonnen habe, besonders die herzguten Seelen Madame Schneegans mit ihrer Mutter, und M. Weiler. Ihre eigene Frau nenne ich nicht, denn ich schreibe natürlich an euch beide selber. Indessen gehts auch an. Grüßen Sie gute freundliche Frau Sophie Ihren Mann für mich, und küßen Sie wakerer Haufe zum Dank dafür und in meinem Namen Ihre Frau. Aber ich komme aus dem Concept. Ich wollte noch sagen, daß ich abgehalten wurde an Schneegans und Hafner, lies Frantz zu schreiben und das Paket zu machen. Auch hat mir der Hofgärtner die Samen für den Maier noch nicht geschickt, ob er gleich selber sagte, es sey für dis Jahr fast zu spät. Den Mantelsack und den schön und künstlich zusammen gelegten Cüré habe ich wohl erhalten, und danke. Die gute Schwester Luise und H. Schwing grüße ich besonders und was kann ich dafür, daß ich keinen Platz mehr habe fortzuschreiben.

Ihr ergebenster Fr.     H.                    


d. 1sten May 1805

 

 

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[*] Ausgerissene Stellen im Brief, so zu lesen

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