zurück zur Briefübersicht

 

   

AN CHRISTOF GOTTFRIED HAUFE

   

Mein Theuerster!                                                          [Anfang Oktober 1804]

Da lesen Sie, ob es menschen- und christenmöglich ist, Carlsruhe zu verlassen. Die Anlage ist von einem unglücklichen Geistlichen, der wegen großer begangener Unvorsichtigkeiten, aber noch mehr durch Feindschaft und Bosheit seiner Gegner in der Procedur gegen ihn, provisorie seines Amtes entsezt ist, und nun nach CRuhe kommt, um sich womöglich zu rechtfertigen, und das Gewitter das über ihm steht noch abzuwenden. Durch eine lange Reihe von unangenehmen Erfahrungen, woran er freilich meistens selber schuld seyn mag ist er gegen alle Menschen mißtrauisch, und durch die allmählige Entfernung von ihnen leutscheu, und durch die Hypochondrie die die Quelle seines Unglücks ist, kraftlos zum Widerstand gegen sein Schicksal geworden. Nur mir traut er noch, und hält mich noch für seinen einzigen Freund hier, und kann Recht haben. Ich muß also seiner dringenden Bitte und Betheuerung wohl nachgeben, so schwer Ihre freundschaftliche Einladung und Erwartung, und das Vergnügen, das ich bei Ihnen genießen würde, es mir macht, der Freundschaft und Menschlichkeit dis Opfer zu bringen. Denn Hitzig hat dem armen Hypochonder zu viel gesagt; oder dieser hat das was er hörte, zu bestimmt ausgelegt; ich schrieb ihm, daß ich in diesen Ferien hier bleiben würde und müßte, weil ich d. 23. abermal ausziehe. Dis hieß aber nur soviel daß ich nicht ins Oberland komme.

Aber wenn Sie es hinter den Hypochonder sollten gesteckt haben, mich hier zurückzuhalten, solls Ihnen nichts nützen. Ich will Ihnen sagen, wie ichs liebe und halten werde. Ich falle Ihnen einmal über kurz oder lang, wie eine Bombe ins Haus. Das heißt ungewarnt wie eine Bombe, aber nicht polternd und verderblich wie sie. Auch werde ich auf dem Fleck, wo ich zum erstenmal in Ihrem Hause hinsitze, sitzen bleiben, wie eine Bombe. Und draufhin grüßen Sie mir Ihr gutes Weiblein, und sagen Ihr es sey nichts geschenkt.

(. . .) Ganz kürzlich hatten wir auch Herrn Voß eine Woche lang hier. Ich war fast alle Tage in seiner Gesellschaft und Sie können sich vorstellen wie interessant mir iede Minute in seinem Umgang war. Ich will Ihnen aber keine weitläufige Beschreibung von ihm machen. Er sieht aus wie ein klarer ruhiger Fixstern.

(. . .) Leben Sie wohl mein Theuerster! Ich bin

Ihr redlicher Fr.      Hebel      

 

 

  zurück zur Briefübersicht

von einem unglücklichen Geistlichen: Eccard.

nach oben