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AN CHRISTOF GOTTFRIED HAUFE

   

Die Verzögerung meiner Antwort ist, mein Theuerster, eine Wirkung der Verlegenheit,
in der ich mich finde zwischen dem aufrichtigsten Wunsche Ihrem Verlangen Genüge zu thun, und zwischen den Bedenklichkeiten, die es mir verwehren. So leicht es manchem seyn und scheinen mag eine Pflegschaft zu führen, der mit dergleichen und ähnlichen Geschäften Bekanntschaft hat, so fremd und schwer würde dieses Geschäft für mich, und so ungeschickt würde ich für das Geschäft seyn. Denn so arm, wie ich aus Mutterleibe und von Universitäten gekommen, und bisher im ganzen immer geblieben bin, habe ich mich um Rechnungs und Rechtsangelegenheiten nie bekümmert, und mich dabey immer beruhigt und gerechtfertigt, daß „unser Reich nicht von dieser Welt ist". Doch werden Sie mich gewiß verstehn und mir glauben, daß es nicht die Mühe ist, die ich scheue, ob sie gleich unter diesen Umständen für mich größer seyn würde, als fast für ieden andern, sondern ich besorge, die Angelegenheiten der guten Töchter möchten auch bey dem besten Willen in meinen Händen nicht sicher berathen seyn, und wünsche, daß wir einen sachkundigen Mann von dem Fache des bisherigen Herrn Pflegers auffinden mögen. Auch darf ich noch hinzusetzen, daß ich mit Herrn Gyser in guter Freundschaft und Correspondenz stehe, und bey der Lage in der das Geschäft noch zu stehen scheint, doch in den Fall kommen könnte in unangenehme Verhältnisse mit ihm tretten zu müßen. Herr Wohlmann sieht auch leztern Grund vollkommen ein, so wenig er mir den erstem will aufkommen lassen, und rechtfertigt mein Vorhaben, das ich ihm eröfnete, zu H. Junker zu gehen, der Ihr Gönner ist, und ihn zu bitten, daß er bey seinem Ansehn einen rechtschaffenen und zuverläßigen Mann von seinem Departement uns vorschlagen und zur Uebernehmung des Geschäfts mit uns disponiren möge. H. W. geht heute nach Schwetzingen zu Beschauen kommt aber in 14 Tagen zurück, und wird Ihnen alsdann nähere Nachricht geben.

Aber iezt etwas besseres, was mir auch sobald ichs hörte, die Feder in die Hand gab. Wie sehr freue ich mich, Ihnen sagen zu können, daß in der heutigen Kirchenrathssession, das Fideikommiß nach Ihren gemachten Vorschlägen förmlich aufgehoben, und darüber bereits die Weisungen an die betreffenden Orte aufgegeben worden sind. Ich gratulire Ihnen zu dieser Erreichung Ihres Wunsches und zu dem schönen und Lieblichen was damit in Verbindung steht. Mit aller Ergebenheit und Freundschaft

 Ihr redlicher     Hebel              

d. 16. Jun.[i 1803]

 

 

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