Die
Verzögerung meiner Antwort ist, mein Theuerster, eine Wirkung der
Verlegenheit,
in der ich mich finde zwischen dem aufrichtigsten Wunsche Ihrem Verlangen
Genüge zu thun, und zwischen den Bedenklichkeiten, die es mir verwehren.
So leicht es manchem seyn und scheinen mag eine Pflegschaft zu führen, der
mit dergleichen und ähnlichen Geschäften Bekanntschaft hat, so fremd und
schwer würde dieses Geschäft für mich, und so ungeschickt würde ich für
das Geschäft seyn. Denn so arm, wie ich aus Mutterleibe und von
Universitäten gekommen, und bisher im ganzen immer geblieben bin, habe ich
mich um Rechnungs und Rechtsangelegenheiten nie bekümmert, und mich dabey
immer beruhigt und gerechtfertigt, daß „unser Reich nicht von dieser Welt
ist". Doch werden Sie mich gewiß verstehn und mir glauben, daß es nicht
die Mühe ist, die ich scheue, ob sie gleich unter diesen Umständen für
mich größer seyn würde, als fast für ieden andern, sondern ich besorge,
die Angelegenheiten der guten Töchter möchten auch bey dem besten Willen
in meinen Händen nicht sicher berathen seyn, und wünsche, daß wir einen
sachkundigen Mann von dem Fache des bisherigen Herrn Pflegers auffinden
mögen. Auch darf ich noch hinzusetzen, daß ich mit Herrn Gyser in guter
Freundschaft und Correspondenz stehe, und bey der Lage in der das Geschäft
noch zu stehen scheint, doch in den Fall kommen könnte in unangenehme
Verhältnisse mit ihm tretten zu müßen. Herr Wohlmann sieht auch leztern
Grund vollkommen ein, so wenig er mir den erstem will aufkommen lassen,
und rechtfertigt mein Vorhaben, das ich ihm eröfnete, zu H. Junker zu
gehen, der Ihr Gönner ist, und ihn zu bitten, daß er bey seinem Ansehn
einen rechtschaffenen und zuverläßigen Mann von seinem Departement uns
vorschlagen und zur Uebernehmung des Geschäfts mit uns disponiren möge. H.
W. geht heute nach Schwetzingen zu Beschauen kommt aber in 14 Tagen
zurück, und wird Ihnen alsdann nähere Nachricht geben.
Aber iezt etwas besseres, was mir auch sobald ichs hörte, die Feder in
die Hand gab. Wie sehr freue ich mich, Ihnen sagen zu können, daß in der
heutigen Kirchenrathssession, das Fideikommiß nach Ihren gemachten
Vorschlägen förmlich aufgehoben, und darüber bereits die Weisungen an die
betreffenden Orte aufgegeben worden sind. Ich gratulire Ihnen zu dieser
Erreichung Ihres Wunsches und zu dem schönen und Lieblichen was damit in
Verbindung steht. Mit aller Ergebenheit und Freundschaft
Ihr redlicher Hebel
d. 16. Jun.[i 1803]