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AN CARL CHRISTIAN GMELIN |
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[2. Januar 1797] Den Hut ab, und Platz gemacht! — Wären Sie hier geblieben, mein lieber H. Doktor, so hätten Sie den Vogel, iezt sizt er mir auf dem Dach. Wenns nur keine Eule ist! So Gott will nicht; Es ist ein vornehmer Herr, der meine nat. hist. Vorlesungen besucht. Ein ungrischer Grav, mit seinem Hofmeister, einem jungen Mediciner, welcher mehr Nat. Gesch. versteht, als ich selber. Das fordert nun freilich Vorbereitung und Studium; aber ein Chremnitzer für iede Stunde und am Ende des Kursus das Burgerrecht in Debrezin und 100 Dukaten lebenslängliche Pension ist auch kein Katzendreck! Sehn Sie wie weit Sie mich gebracht haben, daß ich über meine eigene Verlegenheit und Noth scherzen kann. Denn im Ernst, der Hofmeister versteht mehr als ich; da lachen Sie dazu, und sagen; Hilf Dir! Aber wart' Doktor! Sobald ich Sie wieder zum erstenmal in meiner Predigt sehe, werd ich das Evangelium verlesen, und dann mit dem Finger auf Sie deuten und sagen: dort der mit dem blauen Rock und schwarzen Kragen soll kommen, unds erklären, und wer auf die Kanzel muß, nolens volens, das sind Sie! sollen auch einmal schmecken, wies thut, wenn man etwas lehren soll, was man nicht gelernt hat — Von Gottes Wort haben Sie nicht viel gelernt, das weiß ich schon; sonst wären Sie kein Mediciner! Was Sie mir über die Fische sagen, hab ich, wie Sie richtig bemerken, selber gewußt. Aber so gehts, wenn man die Antwort über Jahr und Tag aufschiebt, so weiß man nimmer wie die Frage lautete. Ich wünschte von Ihnen zu hören was die Bruchzahlen bedeuten z. B. Sparus Spinus D. 13/23 V. 11/5 A. 1/16, ob ichs recht verstehe, wenn ich doppelte Flosen voraussetze, und die obere Zahl für die Radien der einen und die untern für die Radien der anderen nehme. Aber es ist schon, wie ich sage, Sie wissens selber nicht. Mit meiner oberländer Botanisirung haben Sie Ihren lieben Spaß, wozu ich mich einem Freund gern hergebe; doch muß ich, um dem Liehen pubescens seine Ehre und Gerechtigkeit, ungefährdet widerfahren zu lassen, bemerken, daß ich nicht wegen ihm in Weil gewesen bin, und daß mir wohl besagter Liehen, so ehrenwerth er mir ist, unberührt sein und bleiben wird, so lange ich lebe. Nun noch einen freundlichen Gruß vom H. Geist. Verwalter Bommer, und die Frage, ob Sie die Freundschaft ihm erweisen, seinen Sohn zu sich kommen lassen, und ihm nebst ein par guten Ermahnungen 15 fl. Neujahrspräsent im Namen seines Vatters ausbezahlen wollen. Dankbar wird er auf Ihre Anweisung das Geld hier bezahlen, um es wieder in Ihre Hände zu lifern. Haben Sie sich dazu verstanden, so komme ich mit der zweiten Frage, die freilich schon weiter geht, ob Sie ungenirt können, und gerne wollen ihm unter der nemlichen Bedingung und gegen gerechten Ersatz des Postgeldes seinen Wechsel vierteliährlich mit 12 Louisdor entrichten, damit er nicht nöthig hat, mit Kosten und Versuchungen denselben iedesmal in Nürnberg abzureichen. Sie dürfen aber die erste bescheidenere Bitte zusagen, wenn Sie schon die zweite abzuschlagen gesonnen sind. Können Sie beide erfüllen, so werden Sie sich den braven Mann desto verbindlicher machen. Was Sie mir wegen der Stubengesellschaft seines Sohnes sagen, werde ich ihm zu Gemüthe führen, und auch mit den Pflegern des Mauritii, wovon der eine nicht Ihr Kaufmann, sondern der Rechnungsrath gleiches Namens ist, wegen diesem unglücklichen Menschen reden. Und nun noch zum freundlichen Abendgruß viel Glück ins neue Jahr der lieben Frau Hofräthin und ihrem lieben H. Gemahl und baldige Retour ins Vatterland. Die Sonne scheint eben doch nirgends so schön wie am Rhein, wenn sie schon Gott erbarms! auf manchen Jammer scheint. Mögs diese Wunden auch heilen, das neue Jahr! Ihr Freund Hebel
Die Franz, müsen doch von Kehl und Hüningen weg, da hilft nichts. Sie giengen gern, wenn sie mit Ehren könnten. Heute ist ein ganzer Transport glühender Kugeln von Mannheim hier durchgeführt worden, wie mich Heiter versichert. Habs g'sagt! Mit Kehl gehts zum Ende. Sie pfeifen links! Das verschanzte Lager haben wir.
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