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AN GUSTAVE FECHT |
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Sie geben mir theuerste Freundinn durch Mittheilung der Angelegenheit Ihres Neffen Gustav in H[essel] H[urst] einen neuen Beweis Ihres fortwährend freundschaftlichen Zutrauens, welches ich ganz zu schätzen weiß. Ich höre zwar von anderen Orten, wie eifrig sich Ihr H. Bruder den Unterricht seines Sohnes angelegen seyn läßt. Allein ich gebe doch, von einer langen Erfahrung und vielseitiger Beobachtung auf einem Standpunkt, wo man Beobachtungen anstellen kann, dem öffentlichen Unterricht den Vorzug. Ihr Herr Bruder, dem in seiner vieliährigen Abgeschiedenheit von der Welt, die Gestaltungen der neuen Zeit im pädagogischen Fach und die Forderungen die sie macht, vielleicht etwas fremd geblieben sind, scheint mir nicht richtig zu urtheilen, wenn er das Gegentheil glaubt. Der häusliche Unterricht erhält sich immer und nothwendig in einer gewissen Beschränktheit, die heut zu Tage nicht mehr genügt, und führt im glücklichsten Fall zu einem vielleicht ausgezeichneten, aber immer nur einseitigen Wissen. Kommt alsdann ein Knabe zu spät aus den Händen des väterlichen Lehrers — und einmal muß es doch geschehen — so paßt und taugt er nirgends mehr hin, und fühlt erst, wenn es zu spät ist, die Lücken, die alsdann nicht ohne Zeitverlust und bittere Anstrengungen ergänzt werden können. Ich kann Ihren Herrn Bruder durch kein Mißtrauen in seine Tauglichkeit zum Lehrer beleidigen, aber es ist doch auch nicht möglich, daß der geschickteste Mann, zumal neben einem anderen Berufsgeschäft, alles das leisten kann, was mehrere, ieder Meister in seinem Fach, im planmäßigen Zusammenwirken zu leisten im Stande sind. Auch ist da ein ganz anderes Treiben und Leben unter den Knaben, die etwas lernen wollen, unter welche ich Gustav rechne, denn für die anderen ist es einerlei, wie sie Nichts lernen. Ich bitte Sie den H. Pfarrer aufmerksam zu machen auf die Studienverordnung Reg. Blatt 1823 Num. XIII. und lege, damit er das Wissen seines Sohnes in der Hauptsache, wozu ich das Französische nicht rechne, mit seinem Alter vergleichen kann, ein Lektionen Verzeichniß vom hiesigen Lyceum an, dem die übrigen ungefähr gleichstehen, wenn Sie ihm dasselbe zusenden wollen. Ich zweifle nicht, daß er sich dadurch werde in den Stand gesezt sehen, zu entscheiden, was für seinen Sohn das zuträglichste sey, dessen tüchtige allseitige Ausbildung und künftiges Glück doch sein Hauptaugenmerk seyn muß. Sollte er sich entschließen seinen Sohn nach Carlsruhe zu schicken, so biete ich mein freundschaftliches Mitwirken zu diesem Zwecke an. Mit herzlicher Liebe Ihr ergebenster Hebel d. 9ten Sept[ember 18]26.
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