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AN GUSTAVE FECHT |
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Geliebteste Freundinn! Ich habe schon lange nicht mehr so rührige Tage gehabt, wie iezt, so daß ich meine Collegen um Mittheilung von ihrer Arbeit bitten kann, was sie auch gerne annehmen. Da gibt es dann auch Zeit zu einem freundlichen Brieflein. Ich war diesen Sommer 4 Tage in Baden. Dieser Ort behält doch immer seinen alten Reitz für mich. Es werden iährlich bedeutende Summen auf die Verschönerung dieses Badplazes verwendet, aber nicht iust wegen meiner, und noch iährlich 2000 fl. für Badenweiler abgegeben, von welchem Ort man hier nicht genug rühmen kann. Haben Sie denn nicht auch einige Tage dort zugebracht, oder wo sonst in diesen entsezlichen heißen Sommertagen? Meine meiste Zeit auf der Promenade brachte ich in der Gesellschaft einiger interessanten Judenfamilien von Augsburg zu, und Madame Obermeier will mir sogar ein Fäßlein voll Augsburger Bier schicken. Ich komme nirgends zu kurz. Lieber wäre ich freilich noch im Bühler Thal zwischen meinen Gruppen der prachtvollsten Kastanien und Welschnußbäumen, bei meinem lustigen Bächlein, wenn nur der einzige Wirth bei dem man logiren kann, nicht den ganzen Tag betrunken wäre. Wie steht es um Ihre beiderseitige Gesundheit, um den schönen
Blumenflor, den Sie ia doch noch forthalten werden, um die Reben, wenn wir
schon keine mehr haben? Oder haben Sie sich ein Privat Rebstücklein
beigelegt, und baut es der Herr Stephan gut? Sie haben mir schon lange nichts mehr von Pf. Hoyer geschrieben. Ohne Zweifel stehn die Verhältnisse friedlich und freundlich, wir sind ia die gute Stunde selber. Ich erwarte mit nächstem das Visitations-Protokoll. Im liebevollen Andenken an die Entschlafenen und mit herzlicher Begrüßung der Ihrige. Hbl. D. 24. Aug[ust 18]25.
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