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AN GUSTAVE FECHT |
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Theuerste Freundinn! 15. December [1822] Abends 6. Ich muß wieder mich nach der Weise zahlungsunfähiger Schuldner behelfen, die ein paar Blappert zum Beweis des guten Willens anbieten, und für das übrige um Zahlungsfrist auf bessere Zeiten bitten. Alle Tage Sitzung, gehäufte häusliche Geschäfte, Besuche, die man machen muß und empfangt, allerlei Zumuthungen extra nöthigen oft, alles ligen zu lassen, was nicht nothwendig auf der Stelle geschehen muß. Es sehnt sich fast alles nach dem Schluß des Landtages am 31. Jenner, und ich darf unter unsern 6 Augen wohl sagen, das Mißvergnügen wächst von allen Seiten. Man darf auch nur die Protokolle lesen. Fecht scheint sich zum Helden oder Märtyrer der Sache machen zu wollen, die er für die gute hält. Sie haben mir, liebe Freundinn, eine recht dankenswerthe Beschreibung von Ihrer neuen Wohnung gemacht. Ich kann mir wenigstens iezt eine lebhafte Vorstellung davon machen, wenn sie auch nicht die ganz richtige ist, weil ich die Zimmer nie gesehen habe. Aber die gute Frau Pfarrerinn hat einen unerfreulichen Einstand geben müssen. Mögen Sie, theuerste Freundinn, wieder völlig genesen seyn. Schonen Sie Ihre Gesundheit. Der Himmel gebe Ihnen beiden einen guten Winter und einen heitern Frühling. Man kann im Winter nicht genug an den Frühling, in der traurigen Zeit nicht genug an die freundlichere denken. Das lästigste, was für manchen der hiesige Winter hat, sind die Winterbelustigungen. Noch kann ich Ihnen wegen der Wiederbesetzung von Weil keine Nachricht geben. Der unselige Landtag beschäftigt den Staatsrath so sehr, daß alles andere ligen bleibt. Wiewohl, ich bin in der Kirchensektion seit 14 Tagen nicht mehr gewesen und werde vor Schluß des Landtags wenig mehr hineinkommen. Den Dek. Hitzig sehe ich kaum, in 8 Tagen einmal, Fecht fast nie. Desto mehr hört man fast in allen Gesellschaften von ihm. Ich bin gottlob gesund. Wenn ich es nur an einem andern Ort seyn könnte. Ein mehreres sobald als möglich. Ich bin von Herzen Ihr Fr. H.
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