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AN GUSTAVE FECHT

   

L. Fr.                                                                             Den 9. Dez. [1814]

Ich kann Ihnen keinen bessern Beweis ablegen, was ich für ein philosophischer Mensch geworden bin, und wie gerne ich die Stunde benutze, an Sie zu schreiben, als wenn ich Ihnen sage, daß ich dieses in dem Augenblick thue, wo mit großen Feierlichkeiten das neue Museum eingeweiht wird. Schließen Sie aber ia nicht daraus, daß mir etwas fehle, weil ich zurückbleibe. Nein, es ist mir nur überhaupt nicht, als wenn ich dabei seyn möchte. Es verdreußt mich die große Anstalt und Pracht. Denn es ist alles fürstlich eingerichtet, und so vornehm, daß ich nicht wüßte vergnügt zu seyn. Auch scheue
ich die Menge und das Gedräng die seidenen Schuh und Strümpfe, die Tagszeit Abends um 6. Kurz, wenn man nicht mag, so hat man Ausreden genug, und ich könnte Ihnen noch ein halbes Dutzend niederschreiben — aber ists mit einem Wort, nicht klüger und lieblicher, ich sey bei Ihnen?

Ich war bisher gesund. Möge ich bald von Ihnen erfahren, daß Sie es alle auch sind. Selbst im heimtückischen Bein habe ich völlige Ruhe, und Munterkeit zu den Geschäften, viel mehr als vorher, wo ich nur ein Amt hatte. Ich habs gut. Am Montag, wenn ich aufwache, denk ich, Gottlob, heute ist keine Session — am Dienstag, Gottlob, diesen Morgen brauche ich keine Lektionen zu geben. Ich habe Dienst, und Samst. von 9—12, Mittw. von 10—12 Session, und wöchentlich 17 St[unden] am Lyceum. Aber ich fühle doch erst ietzt, wie beschwerlich die Direktion des Lic. war und wie viel mir damit abgenommen ist. Dis trägt zur Munterkeit gewiß viel bei.

Die böse Richtung, welche E[berhard] wieder genommen hat, war mir schon durch Fecht bekannt. Ich dachte nur an Sie, und an Ihre Liebe dabei, als ich seinen Brief las. Hier ist noch nichts bekannt. F. handelt sehr schonend und freundschaftlich. Vielleicht helfen seine neuesten Versuche. Ich will zu verhüten suchen, daß er nicht in Ihre Gegend komme. Wenn auch Ihre Mutter, deren Willen Sie mit kindlicher Liebe noch nach ihrem Tode zu erfüllen suchen, es hätte wünschen können, so hörten doch die Gründe, warum sie es wünschen konnte, mit ihrem Tode auf. Daß ich seine Frau bald für ein schwaches und beschränktes Geschöpf hielt, hab ich Ihnen glaub ich gesagt.

Mit der Calendergeschichte ist es ganz still, und will schon ein wenig Gras darüber wachsen. Aber ich iäte unaufhörlich. So bald ich Zeit habe, in den Weihnachtsferien, schreib ich eine Vorstellung an das Ministerium mit der Bitte, die ganze Geschichte in ein par Journalen öffentlich bekannt machen zu dürfen, weil die Sache in ganz Deutschland bekannt geworden ist und Sensation erregt hat, und in den Augen derjenigen, welche nicht ganz davon unterrichtet sind, leicht ein falscher Schein auf mich fallen könnte. Ich will es schon fein machen, und sehen, was sie mir anworten. Umsonst haben sie es nicht gethan.

Von dem Congreß und dem Schicksal des Landes weiß man auch hier nichts, oder vielmehr zu viel. Nemlich alle Tage etwas andres, und eben deswegen ...

 

[Schluß fehlt]

 

 

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