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AN GUSTAVE FECHT

   

L. Fr.!

Es ist mir gar leid, daß Sie sich durch die Calendergeschichte anfechten lassen. Ich versichere Sie, daß ich und alle meine Freunde darüber lachten und nur leztere mich noch unaufhörlich deswegen neckten, wozu ich mich gern hergebe. Niemand kann mich anfechten, auch den Herausgeber nicht einmal, da der K.[alender] die Zensur passirt hatte. Nur um der Sache und des unklugen Verfahrens willen ärgert sich Jedermann, Katholiken wie Protestanten. Mehrere wollen es publik machen. Ich rate nicht dazu und wehre es nicht ab. Die Sache ist von den Gegnern an den G.-H. in Wien berichtet. Vermutlich um vorzubauen. Sie hätten es iedoch nicht nöthig. Es ist aber die Frage, wer jetzt die Kosten zahlen muß. Ich schicke Ihnen durch H. Stephan ein 20 Tlr. wertiges Exempl. und die Porträte.

Es ist mir leid, daß Sie den H. Stephan so geschwind auf den Weg geschickt haben. Ich hätte vielleicht das auch noch vermitteln können. Doch freut es mich, ihn auch einmal zu sehn und viel von Ihnen zu hören.

Da Sie den K[upfer] St[ich] nicht getroffen finden, so fangen Sie damit an, was Sie wollen. Sonst wissen Sie ja wohl, wem ich gern etwas schickte, wem ich Freude damit zu machen hoffte und wessen Rechte auf meine Liebe und Verehrung mit dem Scheiden nicht aufgehört haben.

Sie beurtheilen E[berhards] Unzufriedenheit mit F[echt] ganz richtig, und dieser ist so schonend gegen ihn. Ich habe wirklich etwas vor mir liegen, und will auch so gegen ihn seyn. Man wird gerne eine Gelegenheit benutzen, ihn von K[ork] wegzubringen. Doch will ich, wenn Sie es wünschen, die Nähe zu verhüten suchen. Durch eine heillose Verwirrung kommt Dreuttel nicht hierher. So bleiben mir neben meinen Ministerialgeschäften alle meine Lektionen auf dem Nacken. Das ist schlimmer als der Calender. Doch hoffe ich, man werde sich von der Unmöglichkeit überzeugen. Den Calender behalten Sie im Stillen. Für ans Fenster zu hängen schicke ich Ihnen noch einen. Und doch um auch ein wenig zu trotzen und ienen Herrn einigen Unwillen des Publikums aufzuladen, schreibe ich jezt keinen mehr. Meine besten Grüße.

Herzlich Ihr Freund     P.         

8. Okt. [1814] früh 10 Uhr.

 

 

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