zurück zur Briefübersicht |
|
||
AN GUSTAVE FECHT |
|||
Den 28. April [1812] Ich verlangte mit Unruhe nach einem Brief von W.[eil] seit dem 15ten, wo Sie mir, meine Liebe, von dem bedenklichen Zustand Ihrer guten Mutter Nachricht gaben. Aber diese Unruhe vermehrte sich nur, als ich Ihr Schreiben vom 24sten erhielt, und leider konnten Sie mir nichts darinn schreiben, was mich getröstet hätte. Ich nehme gleich viel Antheil mit dem freundschaftlichsten Herzen an dem bedenklichen Zustand Ihrer Frau Mutter, und an den Bekümmernissen und Leiden, die sie alle dabey empfinden. Wieviel wird Ihr kindliches Gemüth dabei angegriffen seyn und zu tragen haben! Wieviel Ihr Körper und Ihre eigene Gesundheit. Gott stärke Sie und tröste Sie innsgesammt durch eine gute Wendung dieser bedenklichen Umstände. Ich höre nicht auf zu hoffen. Aber Sie thun wohl daran, daß Sie mit dem Gedanken an eine traurige Möglichkeit sich vertraut machen, um den Verlust, wenn Sie ihn erleiden müssen, mit mehr Fassung aufnehmen zu können. Immer ist es besser sich in einer schlimmen als in einer guten Erwartung getäuscht zu sehen. Ich will dismal nicht viel an Sie schreiben. Ich will Sie nicht zu lange mit dem Gegenstand unterhalten, der Sie ohnehin so sehr angreift, und nichts an Sie schreiben, was sich mit der gegenwärtigen Stimmung Ihres Gemüthes nicht vertragt. Mad. Volz sagte mir am Sonntag, daß eine Jungfr. Klose hier gewesen sey und so sehr gewünscht hätte, mich zu sprechen und mich vieles von Weil zu fragen, weil sie gehört hätte, daß ich droben gewesen sey. Aber es ist thöricht, einem so etwas erst hinten nach zu sagen. — Ich bin G.[ott] L.[ob] gesund. Ich gehe iezt alle Abende spaziren, eine Stunde und länger und befinde mich recht wohl dabey. — Sagen Sie Ihrer guten Mutter, wenn sie es hören mag und kann, daß ich recht herzlich an ihrem Leiden Theil nehme und nichts sehnlicher wünschen könne, als bald eine tröstliche Nachricht von ihrer wiederkehrenden Genesung zu erhalten. Meine besten Grüße an Sie alle. Gott stehe Ihnen bey, und segne Ihre und meine Wünsche und Hoffnung. Herzlich Ihr H. Greifen Sie sich nicht an mit Schreiben. Aber lassen Sie oder H.
Pfarrer mich mit
|
|||
zurück zur Briefübersicht |
|