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AN GUSTAVE FECHT

   

Den 7. Aug. [1812] nachm. 3 Uhr    

An I. G. in den Bädern von Pisa. Bekanntlich gibt es Eyer, aber nicht viel, die zwey Dotter haben, also will ich Ihnen auch einmal zwey Briefe vom nemlichen Tag in einem Couverte schicken. Ich hätte schon lange so klug seyn können und aus einem zwey machen. Aber vor Jahren, das erinnere ich mich, hab ich Ihnen oder der Frau Vögtinn einmal 4 auf einem Blatt geschickt. Es soll mir sehr lieb seyn, daß Sie hoffentlich meine Briefe nicht alle mehr haben, denn es kommt mir bisweilen vor, als wenn ich Ihnen von Zeit zu Zeit wieder die nemlichen Briefe schriebe, die ich Ihnen schon einmal geschickt hatte. Aber dismal können Sie zufrieden seyn, daß ich Ihnen nicht den von heute Vormittag noch einmal abschreibe. Ich habe Ihnen schon lange nichts mehr von Beuertheim gesagt. Dort ist iez ein ganz neues Leben los. Viele Leute logiren draußen, die das Bad mit gutem Erfolg curmäßig brauchen, und kommen in die Stadt spaziren, wie wir aus der Stadt aufs Land. Alle Sonntag ist draußen große Tafel, woran ich viel Vergnügen finde. Wem es einfällt geht hinaus, und findet unangemeldet einen Platz. Hof kavaliere und gemeine Leute, wer das Geld dazu in der Tasche hat, Männer, Weiber und Kinder sitzen untereinander. Biß man abgespeist hat sind die Gallerien und der Tanzsaal angefüllt. Lezten Sonntag speisten 54. Gewöhnlich bleibe ich bis Abends 9 Uhr. Wenn man nur immer Geld genug hätte. Für das Loswerden darfs einem nicht bang seyn. Zwischen dem heutigen Brief und diesem bekam ich den ihrigen von Cork. Ich mache mir Vorwürfe, daß ich nicht hinaufgekommen bin. Fecht schreibt mir noch sehr gut von Eberhard. Der Brief hatte noch eine Couvert, vermuthlich von der Jgfr. Baas, die ich zu grüßen bitte. Ich werde gar träge. Besonders wird mir das Reisen zur Last. Es graust mir 8 Tage lang, wenn ich nur nach Pforzheim soll. Ich fühle, daß die fröhliche Zeit des Lebens, der freie, leichte Sinn, die muthwillige Laune vorüber ist. Doch bin ich so eitel es noch nicht auf die Schuld der 5 3 Jahre zu legen, sondern ich schreibe es den Geschäften zu. Wenn ich nur wieder ein bloßer Professor wäre so gienge es schon. Aber so wird man seines Lebens nicht mehr froh. Wie gut hat es ein Pfarrer, noch viel besser ein Vikarius. Doch möchte ich mein Leben nicht zum 2 ten mal durchmachen. Aber einzelne Wochen, Tage, Stunden daraus. Ja wohl! Z. B. wenn die Frau Pfarrer Beckin noch einmal eine Muskatnuß in die Tasche steckte und Vik. Bodemer die unrechte Hand küßte, das möchte ich wohl wieder sehen. Bei dem Fröschen-Schmaus in Stetten ließ ich mich auch noch einmal einfinden. Iez will ich doch aufhören. Gott gebe Ihnen allen gute Gesundheit. Lassen Sie mich auch ein wenig besser wissen, ob die Frau Vögtinn sich wieder recht erholt hat. Ich wünsche es sehr, und nehme es für bekannt an, weil Sie nichts andres schreiben.

H.     

 

 

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