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AN GUSTAVE FECHT

   

Liebe Freundin!                                                                     [29. März 1812]

Ich schicke Ihnen anmit die Iris. Verzeihen Sie daß ich Sie so lange habe darauf warten lassen. Die Verfasserin des Gedichts: die Biene, Seite 7, ist eine Madame Laumeier von Freiburg. Ich kenne sie nicht, und war bei meinem letzten Aufenthalt in Freiburg so unartig ihre Bekanntschaft nicht zu suchen. Sie hatte mir ihr Lied durch Pfarrer Schmidt zugeschickt, und mein Urtheil darüber verlangt. Ich dachte nicht, daß es auch würde gedruckt werden.

Das andere lateinische Buch steht Ihnen zwar auch zu Diensten, wenn es Ihnen gefällt. Es sieht aber aus, als wenn lauter Recepter drin stünden. Nein, es ist ein Verzeichniß aller Pflanzen im hiesigen botanischen Garten. — Nicht wahr, da ist manches Kräutlein, und wenn man eins braucht ist doch das rechte nicht drunter, oder man findets wenigstens nit. Wenn Sie aber nichts mit dem Büchlein anzufangen wissen, so sind Sie so gut und schickens gelegentlich dem Pf. Hitzig in R[ötteln].

Ich wäre Ihnen auch noch die Verse für die G.-Herzoginn schuldig. Aber sie sind so übel gerathen, daß ich sie niemand mehr mittheilen mag, ie länger ich sie drum beschaue. Ich hätts schon lange ganz bleiben lassen, wenn man mir Ruhe ließe.

Ich wollte Ihnen recht viel schreiben, ich hätte heute, es ist Ostertag nachmitt. 1/2 5 so schön Zeit dazu. Aber ich will Ihnen keine lange Weile machen. Ich bin noch viel stumpfer und melancholischer als das lezte mal, wie ich Ihnen schrieb. Das Leben ist mir ganz völlig verleidet. Es ist mir zwar schon oft so gewesen, aber an einem Ostertag noch nie.

Ich hoffe, es sey iez alles abgesponnen. Dismal wirds nicht viel Stränglein gegeben haben. Man hat mirs schon lange verheimlicht. Ich kann gar keine Controlle mehr drüber führen. Gott gebe Ihnen einen freundlichen Frühling.

Wenn Sie Ihre schlimmen Zeiten haben und das Schreiben greift Sie an, liebe Seele, so thun Sie es ia nicht. So viel mir Ihre Briefe werth sind, so wäre es mir sehr leid, wenn Sie die Freundschaft und die Liebe, die Sie mir damit beweisen, mit einem Opfer an Ihrer Gesundheit bezahlen müssen. Aber, wenn Sie gesund sind, mögen Sie es bereits seyn, und immer bleiben, dann halten Sie mich wieder reichlich schadlos, ein wenig mit Zinß und Profit für mich. Ich bins von meinem ganzen Leben her gewohnt, viel gutes auf einmal und wieder lange nichts. Meine besten Grüße an Ihre Lieben.

Unveränderlich Ihr      P.        

 

 

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