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AN GUSTAVE FECHT

   

[Zweite Hälfte August 1809]         

Ich will das Bulletin dieser Woche heute schreiben, und in diesen Klagbrief an Sie, meine Liebe einflechten.

Ich habe nichts zu klagen wegen mir und für mich, aber viel wegen Ihren Leiden, habe ich zu klagen mit Ihnen. Sie litten schon, wie Sie zum Theil gestanden, und ohnehin nicht verbergen konnten, in den lezten Tagen meines Aufenthaltes in Weil. Die Reise nach Efringen, zumal bey jener Witterung hat ganz gewiß die Heftigkeit des Ausbruchs vorbereitet. Dis ist mir sehr leid, so dankbar ich Ihnen allen für die Freundschaft und Liebe bin, die Sie mir auch an ienem Tag und bis in den letzten Augenblick geschenkt haben.

Mögen Sie mir bald nur mit zwey Zeilen schreiben können, und oft Lust haben zu schreiben, daß Sie und Sie alle gesund seyen.

Ich habe beym lezten Abschied sehr gefühlt, was Sie schreiben, daß der zurückbleibende ein schwereres Herz behaltet, als der scheidende mitnimmt. Denn dismal war ich ia der zurückbleibende, wenn schon auf wenige Minuten. Ich konnte nimmer lang in E[fringen] bleiben, auch in K[lein] K[ems] war mir nicht wohl. Ich machte mir unter uns gesagt, ein Gewissen daraus, noch einen Tag beynahe für nichts und wider nichts im O[ber]. L[and]. zu seyn, und so nahe bey Weil, biß der Rhein zwischen uns lag und ich wieder Passagier war. Aber ich bin noch aus einem Grund bey dem Abschied am schlimmsten dran. Sie haben sich alle nur von Einem zu trennen. Aber ich allein von allen.

lezt kommt das Bulletin. Glaubwürdige Briefe aus dem Hauptquartier versichern die nahe Vollendung des Friedens. Napoleon macht dem östr. Kaiser Besuche; auch in anderer Hinsicht ein gutes Zeichen. Ganz gewiß soll es seyn, daß auch unsere spanischen Truppen auf dem Heimweg seyen. Daß wenigstens ein Theil von ihnen am 19. Juli in Toledo war, weiß ich sicher aus einem Brief von dort, iezt hat das Bull, schon wieder ein Ende.

E[berhard] hat mir geschrieben. Er nimmt alles freudig an, wünscht aber wegen seinem Schwiegervatter Aufschub. Ganz erwünscht. Denn wie ich höre, wird die neue Stelle in Kork selbst noch nicht sogleich eröffnet werden. Wenn sie nur durch das Hinausschieben nicht ganz geschlossen bleibt.

Herrn von Röder und Referendar Volz sah ich heut die sich mit vielem Antheil des Guten erfreuten, was ich ihnen von Weil sagen konnte.

Gott gebe Ihnen allen gute Gesundheit. Wie lange ist die Uhr gegangen?

Herzlich Ihr ergebener Freund     Peter Hebel     

 

 

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