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AN GUSTAVE FECHT

   

d. 15ten Febr. [1807]        

Ich bitte Sie sehr um Verzeihung meine beste Freundinn, daß sich unvermuthet das Wetter so schön gemacht hat, ehe Sie Sämerey von mir empfangen haben. Ich rechnete wenigstens noch auf 14. Tage Winter. Eigentlich ist es seit Schweighards Tod auch ein wenig anderst in der bot[anischen] Gärtnerey. lezt hab ich zwar einen anderen Canal. Aber er ist verstopft. Der Herr ist nemlich in Straßburg. Sonst hätte ich dem letzten Postwagen mitgegeben was ich schönes hätte auftreiben können. Doch kommt er in wenig Tagen heim, und dann solls schnell gehn. Für eine Iris sabina kann ich Ihnen aber nicht stehen. In der Botanik ist sie meines Wissens nicht bekannt. Vielleicht aber kennt sie der Gärtner.

Ich will dieses schöne Wetter zwiefach loben, wenn Ihre gute Frau Mutter gesund und heiter darinn spaziren geht, und ihre Gesundheit gestärkt fühlt. Sie schreiben einem wohl, böse Freundinn, wenn man krank ist, aber nicht wenn man wieder gesund wird. Und wills Gott, sind Sie doch alle gesund. Nicht wahr?

Der Wein, o lieber Herr Vogt, war sehr gut — nein, er war nicht sehr gut, er ist es noch: Hat denn niemand von Ihnen einen Dampf, oder Stich oder Haarbeutel bekommen, als ich auf Ihre Gesundheit zuviel davon trank. Der iunge Herr Wucherer kommt nach Freyburg. Es ist mir sehr lieb, daß mich der G. Herzog nicht fortlassen wollte, damit es mich nie reuen kann, daß ich nicht gieng. Die allgemein gewordene Vermuthung, daß der Herr P[eterson] von Hof nach F. bestimmt sey und daß ich diesem Platz machen müße, war völlig leer und rührt wahrscheinlich von einem Manne her, der es nicht begreifen, oder wenigstens nicht ertragen konnte, daß der Grosherzog so viel Gnade für mich haben sollte. Doch will ich auf keinen insbesondere rathen. Als aber im Geh. Rath der Vortrag gemacht wurde, daß ichs nicht angenommen hätte, sagte der G. Herzog, „diesen habe ich mir selber verbeten, er soll hier bleiben", und Wucherer an den keine Seele gedacht hatte, wurde ohne Schwierigkeit angenommen. Man gab mir zu verstehen, ich möchte nur ein Wort sagen, so würde mir der G. H. eine Schadloshaltung ohne Anstand verwilligen. Ich lehnte es aber ab, und erklärte bestimmt, daß ich nichts verliehre, und daß ich es mir nicht verzeihen könnte, von den wohlwollenden Aeußerungen des G. H. Anlaß zu einer Spekulation auf beßeres Gehalt zu machen, da ich zufrieden seyn könne. Dessen ungeachtet bekam ich diese Woche unmittelbar von Hof eine Anweisung auf eine Zulage von 100 fl. und bin auf diesen Mittag zur Tafel auf dem Zimmer des Großherzogs eingeladen.

D. 17ten. Und das ist denn auch die Schuld, daß ich diesen Brief nicht mehr vollenden konnte, sondern erst heute fortschicke. Es war an der Tafel des Gr. Herz, die Frau Reichsgrävinn, der Margg. Louis, Heinrich Stilling, Hofrath Frey und ich, sonst niemand. Letzterer sagte mir, daß ich bald werde predigen müßen. Wenns nicht auf die Charwoche fällt, und sonst nichts drein fällt, so bin ich in den Ferien ein paar Tage in Weil. Aber Sie dürfen mir doch vorher noch schreiben. Ia ich bitte Sie darum, und um ein Pfund kleine Basler Lebkuchen von guter Sorte nebst Rechnung dafür. Es ist eine Bestellung. Vielleicht verlangt man zwar nicht soviel. Aber wer steht mir dafür, daß ich nicht die halben freße, ehe ich die übrigen abgebe. Möge der Himmel Sie alle mit gesunden und heitern Tagen erfreuen. Ich grüße Sie alle mit unveränderter Hochachtung und Liebe

Ihr ergebenster Fr.    H.       

 

 

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