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AN GUSTAVE FECHT

   

[Ende April 1797]      

Ich darf voraussetzen, beste Freundinn, und hab es ia gehört, daß an dem schönen Geschenk, welches ich von Ihrer Frau Mutter erhalten habe, Ihre fleißige und geduldige Hand einen Antheil hat, und nehme es daher als eine angenehme Pflicht auf, auch Ihnen dafür zu danken. Freyer und mit einem besondern Grund kann ichs Ihnen auch sagen, daß es mir leid sey Ihnen diese Mühe verursacht zu haben, denn Sie werden wohl Mühe dabey gehabt haben. Aber ich darf ia glauben, daß Ihr gutes Gemüth es gerne gethan hat.

Sie werden sich nun auch recht herzlich des Friedens freuen, und der Ruhe, die soviel tausend geplagten Menschen endlich wieder erscheint. Gott gebe nun, daß die traurigen Spuren des Krieges allenthalben, bald vernichtet, oder wenigstens gedeckt werden mögen, und daß der Friede dauerhaft bleibe; denn ein Krieg in iedem Menschenalter ist anzunehmen, und es darf sich niemand beschweren, einen überstehen zu müssen; es gehört ein solches Müsterlein auch in die Charte unserer Lebenserfahrungen, und es wird wohl auch seine Absicht und seinen Nutzen haben, daß wirs kennen sollen. Aber zweymal war zu viel. Doch weisern Rath vorbehalten.

Aber sehn Sie doch nur, wie man so übel mit mir dran ist, und wie ich den Augenblick ins Moralisiren verfalle. Das geht allen Präceptoren nach, wenn sie eine Zeitlang dabey sind, und man kennt sie daran, viel sicherer als an der schwarzen plüschenen Weste imt achtseitig geschliffenen Glasknöpfen. Ich zum Exempel trage dermalen eine blaue Zottelweste, weils wieder so kalt ist, und mit gelben messingenen Knöpfen, bis bessere Zeiten kommen. — Dis Jahr hatte ich den Marggraven wieder in meinem Examen, und ich bin wohl bestanden, denn ich habe allein mehr gewußt, als meine Schüler, und blieb mir, wenn sie alle stumm waren, keine einzige Antwort schuldig. Es ist übrigens eine kleine Kunst. Man darf nur nichts fragen, was man selber nicht weiß. Auch muß ich gestehn, daß der Marggrav nicht verlangt hat, mich zu hören, sondern daß ich schon angefangen hatte, als er kam und daß er noch da blieb als ich schon lange fertig war. Denn auch das gehört zu dem Charakter der Präceptoren, es wird nicht leicht einer groß thun, selbst der Lörracher nicht — der Vorige oder der Jetzige, wie Sie wollen.

Doch was sage ich Ihnen einen Brief lang von den Eigenschaften des Lehrstandes vor. Sie sind ia auch ein wenig eingeweiht in dieses Fach durch die menschenfreundliche Mühe, mit der Sie den Weiler Mädchen Unterricht in Ihren häuslichen Künsten und ohne Zweifel auch, wenn es möglich war, etwas von Ihren guten Gesinnungen mittheilten. Dauert denn Ihre hohe Schule noch fort, und haben Sie große Freude dran?

Da ist wieder das Ende, Ihnen ohne Zweifel nicht zum Verdruß. Nehmen Sie noch die Versicherung der aufrichtigsten Hochachtung und die besten Wünsche von

Ihrem ergebensten Dr. u. Fr.      H.         

 

 

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