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AN GUSTAVE FECHT |
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Theuerste Freundinn! den 28. Sept. [1795] Wir leben auch noch da unten und sind wieder so leichtsinnig und muthwillig als noch nie. Vielleicht auch, wenigstens für iezt, so gesichert als ie, da ein Theil der östr. Armee den Rhein von oben herunter sichert, und der andre eine Linie um Mannheim zieht, hinter welcher wir vor der Hand, ruhig essen und trinken und schlafen. — Ach, was sind alle Menschen Gedanken. So weit hatte ich diesen Vormittag geschrieben und iezt, in dem ich dieses schreibe (es ist 5 Uhr Abends), haben wir bereits französische Einquartirung. Ein General ligt hier im Kreutz und mehrere hundert Mann in Bulach und Beyertheim. Zum Glück sinds nur die Gefangenen von der Heidelberger Action die hier durchtransportirt werden und morgen weiters gehn. Also noch keine Noth. Ich hatte doch vorige Woche auch ein paar unruhige und geschäftvolle Tage. Denken Sie nur, ich einfältiger Mensch, der ich schon seit 4 Jahren den Feinden mit dem Trost entgegen gesehen habe, daß sie mir nicht viel nehmen können, ich habe mich anbinden lassen, eine fremde Geiß zu hüten. Indessen können iezt die Feinde kommen, wenn sie wollen; ich hab sie an einem guten Ort verwahrt, wenn sie nur nicht meckert. Für Ihr niedliches Geschenk sey Ihnen viel schöner Dank gesagt. Ich habe es sogleich meiner Pflanzen Sammlung einverleibt, und das aus großer Werthschätzung desselbigen. Denn vor diese stelle ich midi hin, wenn die Feinde kommen, und lasse mich davor tod gixen, eh ich zugebe, daß sie ein Blatt daraus wegnehmen. Stellen Sie sich nur vor, ich habe iezt sieben- bis achthalbhundertley natürliche Pflanzen, iede in ihrer Blüthe, zwischen Fliespapir getrocknet, beysammen und bei ieder den Namen und die Heimath. Davon sind viele aus Asia, Afrika und Amerika die aber hier im botanischen Garten gezogen werden, und viele vom Belchen, von Nonnmattweier usw. Und daß Sies wissen, ich hab ohnehin auch noch einen Straus von Ihnen, den ich auf des Schlosser Sehls Bänklein — ich weiß nicht mehr, ob von Ihnen geschenkt bekommen, oder Ihnen heimlich entwendet habe. Aber ich glaube doch das erste. Er ist seinem Ende nahe; ein Maioranköpflein und etwas, dem man kaum ansieht, daß es eine spanische Wickenblüthe war, nebst etlichen leeren Stielen, ist alles, was noch davon übrig ist. Kurz, er sieht aus, wie alte ehrwürdige Regimentsfahnen, wenn nur noch einige seidene verbleichte Fäden an den Stecken herabhängen. Von Lörrach höre ich in Betreff der Sonntagischen Familie Nachrichten, die mir sehr nahe gehen. Ich hoffe aber, daß sie nicht wahr, oder wenigstens nicht so arg seyen, als das Gerücht sie macht. Den Apotheker möcht ich gesehen haben, wie ihm die Magd das heiße Wasser auf den Bauch schüttete, oder ists auch nicht wahr? Nun werden Sie im vollen Herbst begriffen seyn. Hüten Sie sich nur, liebste Freundinn, daß Sie nicht wieder so ein böses Andenken von dem falschen Gast davon tragen. Schön Wetter hab ich bestellt, und Sie werden damit zufriden seyn. Essen Sie nicht zu viel Trauben. Alle Stund ein Beerlein ist überaus genug, und trinken Sie nicht zuviel Most; er macht den Rumpel. Die Frau Vögtinn soll sich den guten Rath auch merken. Sie ist ohnehin dazu geneigt. Ich hab eine freundliche Bitte an Sie. Schicken Sie mir doch gelegentlich einen Knäulein weißen Faden. Das Knäulein, das mir einmal Ihre Frau Mama geschenkt hatte, hat gehalten bis vor einigen Monaten. Freilich hatt' ich daneben noch einigen Vorrat von einzelnen Fäden, die ich Ihnen und der Jgfr. Wagnerin gemaust hatte. Den letzten Rest, den ich in der Brieftasche auf meiner Würtemberger Reise bei mir hatte, hab ich unterwegs verloren. Ich hätt lieber das Mundstücklein von der Tabakspfeife hergegeben. So ein schöner rother Seidenfaden war dabey, den ich mit einer Schneiderschaft im Brett Spiel verdient hatte. Es hat freilich glaub ich etwas bedeutet. Ich bitte Sie, Ihrer besten Frau Mama, der Frau Prorektorinn und ihrem Prorektor meine Empfehlungen zu machen. Leben Sie wohl, teuerste Freundinn! Ich bin mit der reinsten Hochachtung Ihr H.
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