zurück zur Briefübersicht

 

   

AN JOHANN FRIEDRICH COTTA

   

Cruhed. 18t. Dec. [18o]9      

Die Auflösung der Charade ist Winter-Schuh. Fast ein schlimmes Zeichen für Sie, daß Sie es nicht errathen haben. Doch werden Sie alles richtig finden. Es war Zerstreuung, für die ich mich bey Ihnen entschuldige, daß ich die Lösung nicht sogleich beyfügte. H. Leg. Sekr. Kölle hat mit meinem Wissen Herrn Dr. Hehl in Tübingen mehrere von mir z. Theil in der nemlichen Manier mitgetheilt. Wollen Sie ihn gerne darum ansprechen und steht Ihnen eine Auswahl davon an, so sind sie Ihnen zum Einrücken ins M[orgen] Bl[att] geboten.

Mit Vergnügen stimme ich in Ihren Vorschlag zur Anlegung eines Schatzkästleins für die interessantem Artikels des Hausfreundes. Ich dachte ebenfalls schon an eine Sammlung und ausgebreitetere Bekanntmachung derselben, und es konnte sich mir keine willkommenere Hand dazu entgegen bieten.

Der Jahrgang 10 ist der dritte. Ich werde Ihnen die zwey vorhergehenden zusenden, die ich selber nicht mehr habe, sobald ich sie habhaft werde. Der laufende war schon im Anfang November 1808 vergriffen.

Ich werde einige Jahrgänge des frühern Badischen Landcalenders beilegen, und die Aufsätze die von mir darinn sind, vorstreichen, wiewohl dort die Manier, die im Hausfreund Ihren schätzbaren Beyfall erhielt erst im Werden ist.

Eine Revision und Umarbeitung oder Unterdrückung einzelner Stellen von lokaler Beziehung wird nöthig seyn.

Indem ich den von sächsischen Vielschreibern gemachten und konventionell, aber unrichtig dafür gehaltenen Ton der Popularität und Natur verschmähte, und den der wirklich existirt, zu erfassen, zu veredeln und durch Laune zu würzen suchte, ist mir zwar über meine Hoffnung die große Aufgabe gelungen, diese Lektion dem ungebildeten Leser interessant und dem gebildetsten nicht uninteressant zu machen. Doch wird es zu obigem Zweck der Revision nöthig seyn, daß Sie mich gefällig wissen lassen, welche Classe des Publikums Sie vorzüglich ins Auge fassen.

Auch zur Auswahl der Stücke selbst. Ich bitte Sie, mir die Exemplare zurück zu schicken, und die welche Sie nach Ihrem Plan zur Aufnahme geeignet finden, darinn zu bezeichnen. Ihre Wahl und Ihr Urtheil ist mir in ieder Hinsicht wichtig.

Wäre es Ihnen nicht gefällig, die im Cal. abgebildeten oder andere Gegenstände etwa in Steindruck oder Holzschnittmanir, oder in sogenannten Leisten wie im K[aiser] Octavianus od. in den 7 weisen Meistern wieder zu geben.

Wenig mit Unternehmungen dieser Art, und mit den Berechnungen, die warscheinlich darauf zu machen sind, bekannt, und gerne dem Mann von Biederkeit vertrauend, bitte ich Sie mich die Überschläge und Bedingungen wissen zu lassen, unter denen Sie die Ausgabe gerne übernehmen wollen. Ich weiß, mit wem ich zu thun habe.

Wären Sie geneigt, etwa zwischen Jahresfrist, vielleicht etwas später meine Beyträge zu den Akten der Lörracher theologischen Gesellschaft in Verlag zu nehmen. Eine Probe davon finden Sie im Decemberstück des Jason. „Sendschreiben an den Sekretär der th. Ges. in L. von J. P. Parm". zwar das launigste unter allen, die übrigen Stücke sind etwas ernsthafter und mehr eingreifend ins Brodstudium, übrigens eben so leichte Waare.

Mit besonderer Hochachtung Euer Wohlgeborcn ergebenster Dr.                       

Hebel             

 

 

  zurück zur Briefübersicht

 

nach oben