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58. Die erste Verfolgung.

Gleichwie um Pfingsten oder bald hernach gewöhnlich die ersten Gewitter kommen, — aber sie schaden wenig, vielmehr sie befördern die Fruchtbarkeit des Jahres, und der Sturmwind trägt die fruchtbaren Samenkörnlein weiter — also brachen auch bald nach dem Pfingstfest die ersten Verfolgungen über die Bekenner Jesu aus, wie er ihnen vorausgesagt hatte.

Als Petrus mit Johannes in den Tempel ging zu beten, heilte er im Vorbeigehen einen lahmen Menschen, welcher vor einer Türe des Tempels lag und bettelte. Wer auf guten Wegen geht, dem gibt Gott Gelegenheit zu guten Taten. Petrus sprach zu dem lahmen Menschen: »Gold und Silber habe ich nicht. Was ich aber habe, gebe ich dir. Im Namen Jesu Christi, stehe auf und wandele!« Der Apostel war seiner Rede und ihres Erfolges so gewiß, daß er dem Kranken die Hand reichte, um ihn aufzurichten. Augenblicklich stand der Lahme auf, ging mit ihnen in dem Tempel herum und lobte Gott. Alle Leute, welche im Tempel waren, liefen herzu, daß sie den wundertätigen Apostel sähen. Petrus wollte nicht dafür angesehen sein, daß er so etwas imstande sei. Ein wahrer Bekenner Christi will nicht mehr scheinen, als er ist. Er will nicht für seine Kunst Und Weisheit ausgeben, was Gottes Kraft und Weisheit durch ihn tut. Petrus belehrte sie, daß dieser Lahme nicht durch ihn, sondern durch den Glauben an Jesum Christum genesen sei, welchen Gott auferweckt habe von den Toten.

Als nun die Priester hörten, welche im Tempel waren, daß die Apostel von dem verhaßten Namen Jesu lehrten, setzten sie dieselben aus dem Tempel hinweg gefangen wie gemeine Verbrecher oder Unruhstifter bis an den andern Morgen. Nichtsdestoweniger vermehrte sich die Gemeinde des Herrn abermal an selbigem Tage um fünftausend Männer. Die Saaten waren aufgegangen, die in den Tagen Jesu gesäet wurden. Die Zeit der Ernte ging an. Des andern Tages wurden zwar die Apostel vor Gericht gestellt, vor die nämlichen Richter, welche Jesum zum Tod verurteilt hatten; aber Gott ließ ihnen kein Leid widerfahren. Sie wurden wieder in Freiheit gesetzt, ob sie gleich herzhaft bekannten, es sei dem also, daß Gott den Jesus von Nazareth, welchen sie gekreuzigt haben, von den Toten auferweckt habe, und es sei kein ander Heil und es sei auch kein anderer Namen den Menschen gegeben, darinnen sie sollen selig werden. Ein rechtschaffener Bekenner Jesu muß herzhaft sein. Er darf nichts bemänteln noch verheimlichen. — Die Priester verboten zwar den Aposteln, daß sie nicht mehr lehren sollten von Jesu. Aber die Apostel sprachen: »Urteilet selbst, ob es vor Gott recht sei, daß wir euch mehr gehorchen, als Gott. Wir können es nicht lassen, daß wir nicht reden sollten, was wir gesehen und gehöret haben.«

Also gaben die heiligen Apostel die erste Probe ihres Lehrvortrags in einem Haus, das zweitemal schon in dem Tempel, das drittemal schon vor dem Gericht der Hohenpriester und Ältesten und Schriftgelehrten. Petrus bekennt jetzt schon vor den Hohenpriestern, was er wenige Wochen vorher vor einer Magd verleugnete. Gott hilft den Schwachen weiter. Als nun die Jünger fortfuhren, von Jesu zu lehren und seine Auferstehung zu verkündigen, wurden sie abermal in das Gefängnis gesetzt. Aber Gott erlöste sie. Auf einmal waren sie wieder in dem Tempel und lehrten. Die Hohenpriester sprachen zu ihnen: »Haben wir euch nicht ernstlich verboten, daß ihr nicht lehren sollt in diesem Namen?« Sie sprachen den Namen Jesu gar nicht aus, so verhaßt war er ihnen. Aber die Apostel antworteten: »Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen.«

Es wurde im Rat die Rede davon, sie zu töten. Aber einer von den Herren des Rats mit Namen Gamaliel, ein Mann wie Nikodemus und Joseph, sprach: »Nehmt euch in acht, was ihr tut mit diesen Leuten! Ist ihr Werk von Menschen,« sagte er, »so wird es untergehen. Ist es aber von Gott, so könnt ihr es nicht dämpfen.« Es war von Gott. Sie konnten es nicht dämpfen. Die Apostel wurden abermal in Freiheit gestellt, wiewohl nicht ohne schmerzhafte Mißhandlungen, wie ihnen Jesus vorher gesagt hatte.
 
 
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