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42. Davids Flucht vor seinem Sohn Absalom.

 Unter allem Unglück das schmerzhafteste verursachte dem König sein eigener nichtswürdiger Sohn Absalom. Absalom, der Nichtswürdige, bewegte in seinem Herzen den verruchten Gedanken, seinen Vater vom Thron zu verstoßen und an seiner Statt sich zum König ausrufen zu lassen. Zu dem Ende trat er von Zeit zu Zeit des Weges an die Tore von Jerusalem frühmorgens, wann die Leute aus dem Lande in die Stadt kamen, und redete mit ihnen. Hörte er nun, daß jemand den König angehen und ihm eine Sache vortragen wollte, so sprach zu ihm der tückische Mensch: »Deine Sache ist recht und schlicht; aber du findest kein Gehör bei dem König. — O, wer setzt mich zum Richter im Lande,« rief er aus, »daß jedermann zu mir käme, daß ich ihm zum Recht verhülfe?« Dazu, wenn ihm einer als einem königlichen Prinzen seine Ehre antun wollte, gestattete er es nicht, sondern küßte ihn wie einen Bruder und Freund. Das tat den einfältigen und unerfahrnen Menschen wohl, und also stahl er seinem Vater durch Verleumdung und Gleisnerei das Herz der Männer von Israel. Aber auch das wird nicht unvergolten bleiben. Es bleibt nichts unvergolten.

Denn als Absalom glaubte seiner Sache gewiss zu sein, sagte er zu seinem Vater, er wolle in die Stadt Hebron gehen und dem Herrn einen Gottesdienst tun; der ruchlose Heuchler! In dieser Stadt schickte er Boten aus in ganz Israel: »Wenn ihr hören werdet der Posaunen Schall, so sprecht: Absalom ist König.« Als David dieses erfuhr, hielt er es für ratsam, zu fliehen mit der Kriegsmannschaft, die in Jerusalem war, daß der Aufrührer sie nicht einschlösse und die Stadt zerstörte, Jerusalem, die volkreiche Stadt. Schon im Anfang der Flucht gab Gott ihm einen Trost. Denn als er sein Kriegsheer musterte, das mit ihm zog, erblickte er auch den Ithai mit den Sechshunderten, und Ithai war kein Landeskind von Geburt. David sprach: »Kehre um mit deinen Brüdern zu dem König; denn du bist fremd. Gestern bist du gekommen, und heute willst du mit mir gehen, und ich weiß selbst noch nicht, wohin ich gehen werde.« Aber Ithai sprach: »An welchem Ort mein Herr, der König, sein wird, es gerate zum Leben oder zum Tode, da wird dein Knecht auch sein.« Solche Treue bewies Ithai seinem König.

David ging den Ölberg hinauf mit verhülltem Angesicht und barfuß wie ein Büßender und weinte, und das ganze Volk, das mit ihm war, weinete auch. Als sie aber nach Bachurim kamen, trat ein Mann heraus, namens Simei, von dem Geschlechte Sauls, mit rachsüchtigem und schadenfrohem Herzen. Er fluchte dem König und warf nach ihm mit Steinen: »Hinaus,« rief er, »hinaus, du Bluthund, du heilloser Mann!« Abisai wollte den unsinnigen Menschen töten. Aber David sprach: »Laß ihn fluchen! Der Herr hat es ihn geheißen. Vielleicht wird Gott mein Elend ansehen und mir mit Güte vergelten sein Fluchen.« Wohl dem, der noch auf Gottes Segen hoffen kann, wenn die Menschen ihm Böses wünschen!

Aber zum zweitenmal tröstete ihn Gott, als er durch die Wüste über den Jordan kam nach Mahanaim. Denn da fand er wieder viele biedere Männer, die ihm treu waren. Barsillai und andere Männer, die ihm treu waren, brachten zusammen an Bettwerk, Geschirr und allerlei Lebensmitteln, was nötig war, daß sie den König und sein müdes Heer erquickten und versorgten.
 
 
 
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