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April 1861: Das Schreiben von Prof. Schönbein
an den Hausener Bürgermeister C. C. Greiner

     



  Verehrtester Herr Bürgermeister!


  Es wird Ihnen wohl nicht unbekannt geblieben seyn, daß bei Anlaß der hundertjährigen Geburtstagsfeier Hebels zu Ehren des Dichters hier eine kleine Stiftung zu Gunsten seines Heimathsortes gemacht wurde, welche alljährlich am 10ten Mai, also am Geburtstage Hebels eilf der ältern und mindest bemittelten Bürgern von Hausen in dem dortigen Wirtshause ein bescheidenes Mittagessen mit einer Flasche guten Markgräfler Weines unter dem Namen „Hebels-Mähli" gegeben werden soll, an welchem überdies der jeweilige Bürgermeister von Hausen oder in deßen Abwesenheit das älteste Mitglied des Ortsvorstandes der Gemeinde theil zu nehmen hat.

  Ich bitte Sie, diese eilf Männer im Sinne der baslerischen Hebelstiftung auszuwählen und zur rechten Zeit die Einladung zu diesem Mähli an dieselben ergehen zu lassen, wie auch mit dem Wirthe von Hausen die nöthige Rücksprache zu nehmen und bei ihm das Mähli auf Mittag des 10ten des kommenden Maies zu bestellen. Stiftungsgemäß soll für dieses Essen einschließlich einer Flasche Weines per Mann ein Gulden bezahlt werden.

  Ueberdieß ersuche ich Sie, mir ein unbescholtenes und mindest bemitteltes Mädchen von Hausen, das im Laufe dieses Jahres sich verheirathet hat oder jetzt versprochen ist, für eine bescheidene Hochzeitsgabe vorzuschlagen, welche ihm aus den Mitteln derselbigen Hebelstiftung gereicht werden soll. Auch wollen Sie den Schullehrern von Hausen veranlassen, vier der ältern und fleißigen seiner Schulkinder, zwei Knaben und zwei Mädchen zu bezeichnen, welchen die Stiftung als Prämie ein Exemplar der Hebel'schen Gedichte bestimmt, die ebenfalls am 10ten Mai ausgetheilt werden sollen.

  Wollen Sie nun verehrtester Herr Bürgermeister die Güte haben, meinem Gesuche beförderlichst zu entsprechen und mir spätestens bis zum 6ten Mai die gewünschten Mittheilungen zu machen. Am 10ten werde ich mit einigen andern Basler Herren selbst nach Hausen kommen, um dem kleinen Feste beizuwohnen.



Hochachtungsvollst


Ihr ergebener Professor Schönbein


Basel, den 26ten April 1861



 

  zurück   (nach der Festschrift zum Großen Hebelfest 1985)
     

Die Gründung der Hebelstiftung

Die Subskriptionsliste anlässlich der Gründung der Basler Hebelstiftung

C. F. Schoenbein's "Kapuziner-" Sammelliste für das Stiftungskapital

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