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 Hebel-Preis 1971 für Lucien Sittler

   


 Am 3. Mai 1905 wird Lucien Sittler in Hagenau geboren. Seit 1911 besucht er die Volksschule, anschließend das Gymnasium in Hagenau. Nach dem Abitur 1923 absolviert er ein Studium der Geschichte und Geographie an der Universität Straßburg. 1926 wird er Lehrer in Sainte-Marie-aux-Mines und Forbach. 1933 folgt die Promotion. Im gleichen Jahr heirat er Lucie Heichelbech; die jungen Eheleute lassen sich in Colmar nieder. 1934 wird Sittler hauptberuflicher Stadtarchivar von Colmar. Von 1939 - 40 leistet er Wehrdienst und ist Kriegsteilnehmer, 1945 Organisator des Flüchtlingswesens in Colmar. Seit 1946 redigiert er den Neuen Elsässer Kalender. 1950 ist er Mitbegründer der Historischen und Literarischen Gesellschaft Colmar und Chefredakteur des Colmarer Jahrbuchs (bis 1972), 1951 Mitbegründer und Sekretär (später Vize- und Ehrenpräsident) des Ver-bandes Elsässischer Geschichtsvereine. 1961 erhält er die "Palmes academiques". 1971  wird er mit dem Hebelpreisausgezeichnet, im gleichen Jahr als Lehrer  pensioniert. Am 17. 12. 1987 verstirbt Lucien Sittler in Colmar.

Werke (u.a.):
 
Inventaire general des archives de la ville de Colmar. Colmar: Hartmann 1937
 
Wir schließen den Ring. Ein Roman aus dem Elsass [Unter dem Pseudonym Franz Klausner]. Colmar: »Jung-Elsass« 1938. Neuausgabe 1941
Geschichte des Elsaß. 2 Bde. Colmar: Alsatia 1939-1941
Kolmar im Elsaß. Kolmar: Alsatia 1942 (=Jahrbuch der Stadt Kolmar Band 1)
Des Elsaß größte Zeit. Zwei Jahrhunderte lebensvoller Entfaltung unter den Hohenstaufenkaisern. Kolmar: Alsatia 1942 (= Oberrheinische Jugendbücherei Heft 2)
Am Wege der Jahrhunderte. Geschehen und Werden. Schaffen und Leben im Elsaß.
 Kolmar: Alsatia [um 1942]
 
Au coeur de l'Alsace meurtrie. Un pelerinage a travers le vignoble sinistre
au lende-main des epreuves de 1944-1945. Colmar/Paris: Alsatia 1945
Histoire de l'Alsace pour les jeunes. Col­mar: Alsatia 1947
 
Fahrten und Wanderungen im Elsaß. Freiburg: Rombach 1965
 
Guide des Vosges. Colmar: Societe alsa-cienne d'expansion photographique 1967
 
Hebel und das Elsaß. Rede beim »Schatzkästlein« zum Hebeltag 1967, gehalten in der Stadthalle Lörrach. Lörrach: Hebelbund 1967 (= Schriftenreihe des Hebel­bunds,
Sitz Lörrach e. V. Nr. 16)
 
L'Alsace, terre d'histoire. Preface de Max d'Andlau. Colmar: Alsatia 1972
Le Haut-Rhin. Dictionnaire des communes: histoire et geographie, economie et societe.
Hrsg. von Raymond Oberle und Lucien Sittler. Drei Bände. Colmar Alsatia 1980ff.

Lassen wir ihn selbst sprechen: 
Aber zu dieser selben Zeit kam der Nationalismus immer mehr auf und breitete sich im Laufe
  des 19. und des 20. Jahrhunderts immer mehr aus [...]
Allerdings bei Hebel merken wir nicht viel von dieser neuen politischen Richtung. Hierin ist viel Oberrheinisches in ihm. In einer Ecke geboren, wo mehrere Länder, Mentalitäten und Kulturen zusammentreffen, wo man Verständnis füreinander haben muss, war ihm jeder nationale Hass fremd, war er stets - und es ist nicht das kleinste Lob, das wir ihm hiermit machen - von einer großen Toleranz, für Nachsicht mit den Mitmenschen, auch deren Schattenseiten, für Güte, Freundschaft und Liebe. Aber doch klingt in seinen Briefen einiges an, dem wir unser Ohr leihen müssen. Das Verhältnis Frankreich-Deutschland ist für ihn kein Problem. Da Haufe und Daniel Schneegans ihm zu Anfang ihrer Beziehungen auf Französisch geschrieben hatten, antwortete Hebel, dass er sich derselben Sprache bedient hätte, »wann mir die Muttersprache nicht geläufiger wäre und ehrlicher aussähe. Das Letztere sage ich nicht aus Eingenommenheit gegen die französische Nation oder Sprache, wie undelikat wäre dies, indem ich nach Frankreich und an französische Bürger schreibe.« Er ist - und mit Recht - für die Muttersprache, aber das Nationalistische liegt ihm fern. Für ihn gilt in erster Linie, wie er schreibt, »die gute Gesinnung«, der Freund, »mag er deutsch oder französisch schreiben«. Von Herzen danken wir Menschen von beiden Seiten des Rheins Hebel für diesen guten Satz. Dass der auf Güte und Menschlichkeit eingestellte Dichter eine unkriegerische und unmilitärische Natur war, verargen wir ihm nicht, im Gegenteil.
 
(Lucien Sittler, Hebel und das Elsaß. Rede beim »Schatzkästlein« zum Hebeltag 1967, 
gehalten in der Stadthalle Lörrach. Lörrach: Hebelbund 1967.)

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