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 Hebel-Preis 1949 für Wilhelm Hausenstein

   


Wilhelm Hausenstein wurde am 17. Juni 1882, in Hornberg im badischen Schwarzwald geboren; er besuchte das Gymnasium in Karlsruhe und dann die Universitäten in Heidelberg, Tübingen und München. Nach der Promotion in Geschichte (mit Nationalökonomie im Nebenfach) kehrte er nochmals an die Universität zurück, um Kunstgeschichte zu studieren. 1907 wurde er Mitglied der Sozialdemokratischen Partei und betätigt sich aktiv in deren Fortbildung, was eine Habilitation vereitelte. Hausenstein wurde daraufhin freier Schriftsteller. Zwölf Jahre später trat er aus der SPD wieder aus. Er schrieb inzwischen auch für die Frankfurter Zeitung und die Münchner Neuesten Nachrichten. 1926 erschien von Hausenstein in der Sowjet-Enzyklopädie ein umfänglicher Beitrag über Barock. Die Münchner Staatspolizei erzwang 1933 die fristlose Entlassung des Redaktionsmitglieds der "Münchner Neuesten Nachrichten". Von 1934 bis 1943 war der Badener verantwortlich für die literarische Beilage der "Frankfurter Zeitung". Einige Jahre lang leitete er die Literatur- und die Frauenbeilage ohne den Machthabern auch nur einen Schritt entgegenzukommen. 1943 erfolgte die fristlose Entlassung auch aus der "Frankfurter Zeitung" und ein Verbot publizistischer Arbeit. Er erhielt von den Nazis Schreibverbot, weil er sich weigerte, die Namen jüdischer Künstler aus seinem Buch über Kunstgeschichte zu tilgen und moderne Werke als entartete Kunst zu titulieren.
Hausenstein konzentrierte sich danach auf Arbeiten an seiner Lux Perpetua und bereitete geplante Bücher vor. 1945 war der Publizist Mitbegründer der Süddeutschen Zeitung.
 
Nach dem 2. Weltkrieg wurde er einer der bedeutendsten Kunsthistoriker, Kunstkritiker, Kunstschriftsteller, Reiseschriftsteller, Essayisten, Erzähler und Übersetzer seiner Zeit. Die junge Bundesrepublik schickte ihn auf einen der schwierigsten Posten, den sie zu besetzen hatte: sie machte ihn, den Außenseiter, zu ihrem ersten Generalkonsul, dann Geschäftsträger und Botschafter in Paris. Dass Deutschland und Frankreich wieder in Verbindung traten, dass sie ihr Verhältnis wieder auf feste Fundamente stellten, bleibt das Verdienst von Wilhelm Hausenstein. Am 3. Juni 1957 ist er in München verstorben und wurde auf dem Friedhof von St. Georg in München-Bogenhausen beigesetzt. 
 

 
Er war ein Außenseiter; auch ein Entdecker, Vorgänger, Vorkämpfer, Schrittmacher, Bahnbrecher, Wegbereiter, Brückenbauer; ein Grenzgänger, ein Gratwanderer, ein Wanderer zwischen den Welten. Er vermittelte zwischen Baden und Bayern, Deutschland und Frankreich; zwischen Kunstgeschichte und Gesellschaftsgeschichte, Kunstgeschichte und Kunstkritik; zwischen Wissenschaft und Literatur, Literatur und Journalismus; zwischen Kultur und Politik; zwischen Sozialismus und Konservativismus, Protestantismus und Katholizismus. Er war befreundet etwa mit Rainer Maria Rilke, Annette Kolb, Alfred Kubin, Paul Klee, Karl Valentin und Theodor Heuss.

Werke:
 
Der Bauern-Bruegel. Monografie über den Maler, 1910
Malerei, Plastik, Zeichnung. Die bildende Kunst der Gegenwart, 1914
Der Isenheimer Altar des Matthias Grünewald. 1919
Giotto. 1923
Kunstgeschichte, 1928
Europäische Hauptstädte. 1932
Zwiegespräch über Don Quijote. 1948
Pariser Erinnerungen. 1961


Er veröffentlichte darüber hinaus zahlreiche Aufsätze in in- und ausländischen Fachzeitschriften, Buchbeiträge und über 80 Bücher, u.a. über Bruegel, Grünewald, Fra Angelico, Giotto, Carpaccio, Rembrandt; über Albert Weisgerber, Rudolf Großmann, Max Unold, Lovis Corinth, René Beeh und Paul Klee; über Cervantes, Seume, Büchner, Stifter, Baudelaire (dessen Gedichte er, unter anderen, übersetzte) und Karl Valentin; über Barock, Rokoko und Expressionismus; über Baden, Belgien, Südfrankreich, Griechenland und Venedig.

Preise & Ehrungen:
 
1949: Johann-Peter-Hebel-Preis
1952: Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband
1954: Literaturpreis der Stadt München
1955: Grand Officier der Ehrenlegion
1955: Baden-Württemberg verleiht ihm den Professorentitel
1970: Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium in Durmersheim
1972: Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium in München
1982: Wilhelm-Hausenstein-Allee in Karlsruhe

 
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