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 Hebel-Preis 1959 für Carl Jakob Burckhardt

   


Carl Jacob Burckhardt, * 10. September 1891 in Basel; † 3. März 1974 in Vinzel, Kanton Waadt, Schweiz) war ein Schweizer Diplomat, Essayist und Historiker.
Er wurde als Sohn eines Juristen in Basel geboren. Er besuchte Gymnasien in Basel und Glarisegg. Anschließend studierte er Geschichtswissenschaften in Basel, München, Göttingen und Zürich und schloss sein Studium 1918 mit der Promotion zum Dr. phil. ab.

 Von 1918 bis 1922 war er Gesandtschaftsattaché in Wien, wo er mit Hugo von Hofmannsthal Freundschaft schloss. 1926 habilitierte er sich an der Universität Zürich. Drei Jahre später wurde er hier zum Professor für Neuere Geschichte berufen. Von 1932 bis 1937 und von 1939 bis 1945 war er darüber hinaus auch in Genf als Professor für Geschichte am "Institut des Hautes Études Internationales" tätig. In seinem literarischen Schaffen befasste sich Burckhardt mit großen Gestalten der europäischen Geschichte. 1935 erschien der erste Teil seines Hauptwerkes, der später dreiteiligen Biographie "Richelieu".
 
1923 war er im Rahmen eines Besuches griechischer Kriegsgefangener in der Türkei erstmals für das IKRK aktiv, zehn Jahre später wurde er Mitglied des Komitees und besuchte in dieser Funktion 1935 und 1936 Konzentrationslager in Deutschland. Am 18. Februar 1937 ernannte ihn der Völkerbund zum Hohen Kommissar für den seit dem Versailler Vertrag unter Völkerbundaufsicht stehenden Freistaat Danzig. 1941 übernahm er den Vorsitz der im Juli des gleichen Jahres gegründeten Gemeinsamen Hilfskommission des IKRK und der Liga der Rotkreuz-Gesellschaften.
 
Am 4. Dezember 1944 wurde er, mit Wirkung vom 1. Januar 1945, einstimmig zum Präsidenten des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) gewählt, eine Position, die er bis 1948 innehatte. 1950 wurde er Ehrenbürger der Stadt Lübeck, da er nach Ansicht der verantwortlichen Stellen durch die Einstufung der Stadt als „offene Stadt“ wesentlich zur Rettung der historischen Lübecker Altstadt beigetragen hatte.
Im Dezember des gleichen Jahres verhandelte er bei einem Besuch des Britischen Ministeriums für wirtschaftliche Kriegsführung über Erleichterungen der Seeblockade zugunsten der Hilfe für Kriegsopfer und die Zivilbevölkerung. Er erhielt für das IKRK die Genehmigung zur Weiterleitung von Paketen an Kriegsgefangene.
 
Carl Jacob Burckhardt wurde sowohl für sein wissenschaftliches und literarisches Werk als auch für sein diplomatisches und humanitäres Wirken mehrfach ausgezeichnet. Sein literarisches Hauptwerk ist die von 1935 bis 1967 veröffentlichte dreibändige Richelieu-Biographie.
 
Er war seit 1926 verheiratet mit Elisabeth von Reynold (* 1906; † 1989). Aus der gemeinsamen Ehe entstammen zwei Töchter.

Werke:
 
Carl Christoph Burckhardt. Basel: Helbling & Lichtenhahn, 1917
Kleinasiatische Reise. München: Bremer Presse, 1925
Briefe des Staatskanzlers Fürsten Metternich-Winneburg an den Grafen Buol-Schauenstein (Hrsg.) München und Berlin: R. Oldenbourg, 1934
Richelieu. Der Aufstieg zur Macht (Bd. I). München: D. W. Callwey, 1935
Gespräch in Peking. Olten: Oltener Bücherfreunde, 1942
Erinnerungen an Hofmannsthal und Briefe des Dichters. Basel: Benno Schwabe, 1943
Reden und Aufzeichnungen. Zürich: Manesse, 1952
Briefwechsel Hugo von Hofmannsthal - C. J. Burckhardt. Frankfurt: S. Fischer, 1956
Begegnungen. Zürich: Manesse, 1958
Bildnisse. Frankfurt: S. Fischer, 1958
Meine Danziger Mission 1937-1939. München: D. W. Callwey, 1960
Gestalten und Mächte. Zürich: Manesse, 1961
Betrachtungen und Berichte. Zürich: Manesse, 1964
Richelieu. Behauptung der Macht und kalter Krieg (Bd. II). München: Georg D. W. Callwey, 1965
Richelieu. Großmachtpolitik und Tod des Kardinals (Bd. III). München: Georg D. W. Callwey, 1966
Briefe Carl J. Burckhardt - Max Rychner. Frankfurt: S. Fischer, 1970
Gesammelte Werke (Band I-VI). Bern/ München/Wien: Scherz, 1971
Memorabilien. Erinnerungen und Begegnungen. Hrsg. Kuratorium Carl J. Burckhardt.
München: Georg D. W. Callwey, 1977

Preise und Ehrungen:
 
Ernennung zum Kommandeur der französischen Ehrenlegion
Ernennung zum ausländischen Mitglied der Bayrischen Akademie der Wissenschaften
Ernennung zum Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung
Ehrendoktorwürde der Universitäten Basel, Grenoble und Lille
Ehrenbürgerschaft der Städte Lille und Lübeck
Goethe-Medaille der Stadt Frankfurt/ Main (1949)
Goethe-Preis der Stadt Hamburg (1950)
Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1954)
Ernennung zum Ritter der Friedensklasse des Ordens Pour le Mérite (1955)
Willibald-Pirkheimer-Medaille der Stadt Nürnberg (1958)
Hebelpreis des Landes Baden-Württemberg (1959)

 
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