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"Das Glück in unheroischen Zeiten"

   

 "Sie gehören zu den bedeutenden deutschsprachigen Autoren Ihrer Generation",
 sagte Staatssekretär Dietrich Birk vor der Verleihung des Johann-Peter-Hebel-Preises
an den 1968 in Bregenz geborenen österreichischen Schriftsteller Arno Geiger,
dessen Sprachkunst er lobte.
 
Die Laudatio auf den Preisträger:
"Das Glück in unheroischen Zeiten"
Dr. Ulrike Längle stellt beim Streifzug durch seine Werke
 
immer wieder den Bezug zu Johann Peter Hebel her.


Die "formale Sorgfalt und Präzision der sprachlichen Formulierung" sei ein Kennzeichen von Geigers Schreiben. Fünf Prosabände hat Arno Geiger in den vergangenen 10 Jahren publiziert: 1997 das Romandebüt "Kleine Schule des Karussellfahrens, dann "Irrlichterloh" , "Schöne Freunde" und "Es geht uns gut" , und den Erzählband "Anna nicht vergessen" . 2001 hat er mit Heiner Link das Drama "Alles auf Band oder die Elfenkinder" veröffentlicht.
Vielschichtige Menschenportraits in "Schöne Freunde" von Arbeitern und Angestellten in einem Bergwerksbetrieb, mit Sinn für abgründige Komik, lassen an Hebel denken, meint Ulrike Längle. Den Deutschen Buchpreis erhielt Arno Geiger für den Roman "Es geht uns gut" , ein Familien- und Geschichtsroman aus Österreich, der vom Jahr 1938 bis ins Jahr 2001 reicht.
 
Die Einfühlungsgabe und Sprachkraft, mit der er die Mentalitäten von drei Generationen vorführt, habe die staunende Bewunderung der Kritik erregt. Geiger gehe auf die Vergangenheit zu, indem er private und öffentliche Geschichte miteinander verzahnt. Man könne in diesem unheroischen, spielerischen und dennoch präzisen Herangehen an die Geschichte eine Verwandtschaft zu Hebel entdecken.
 
Auch im Erzählband "Anna nicht vergessen" entdeckt Ulrike Längle Eigenschaften des Autors Arno Geiger, "die ihn zu einem würdigen Kollegen von Johann Peter Hebel machen" : Einfachheit und Sprachartistik, und dazu noch die Fähigkeit zum Unernst, zur komischen Übertreibung, zum Humor. Den Lesern von Arno Geiger sei bewusst, dass in solch unheroischen und unrevolutionären Zeiten das Glück auch darin liegen könne, "Geschichten erzählt zu bekommen, in denen die condition humaine im Alltag aufblitzt, schloss Ulrike Länge ihre Laudatio.
 
"Nun bin ich für den Rest des Lebens Hebelpreisträger", freute sich Arno Geiger und gestand: "Ich bewundere Hebel sehr". Dieser werde ihm nun immer über die Schulter schauen, man werde gut miteinander auskommen. Die Tendenz zum Schlichten, das oft das Allerschwierigste sei, beeindrucke ihn bei Hebel.
 
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Original: Badische Zeitung / Hermann Jacob               nach oben