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           Gerund 
      Ich weiß nicht, ob der Geizige in der Erwerbung oder der Verschwender 
      in der Zerschleuderung seiner Schätze törichter sei. Die Kunst, gerecht mit 
      Mäßigung und Ehre zu erwerben und mit Weisheit zu genießen, wie schwer ist 
      sie!  
      Zur Zerstörung einer Stadt hat man wenige Tage nötig. Aber wieviel Zeit 
      und Mühe muß man auf die Erbauung eines einzigen Hauses verwenden. Doch 
      Zerstören ist immer leichter als Bauen, Verlieren leichter als Finden. 
      Mancher Mensch, der sehr brauchbar wäre, das Feld zu bauen oder 
      Ziegelsteine zu formen und zu brennen, ist sehr schädlich, wenn er sich 
      mit der Kunst, Kranke zu heilen oder Prozessierende zu beraten, abgibt. 
      Mancher, der wohl erfahren ist, Sprachen auszulegen oder die Höhe der 
      Berge zu messen, würde in großer Verlegenheit sein, wenn er einen Acker 
      pflügen müßte. Durch Übung des Leichtern bereitet man sich zur 
      Erlernung des Schwerern vor, und was den Schein hat, unangenehm zu sein, 
      solange es schwer ist, das macht uns Vergnügen, sobald es uns durch Übung 
      leicht geworden ist. 
      Durch Eroberung von Provinzen, durch Zerstörung blühender Städte, durch 
      Niederlagen ihrer Feinde sind viele Menschen berühmt geworden. Aber wer 
      schätzt nicht höher den weisen Regenten, welchem die Pflicht, seine 
      Untertanen gut zu regieren, teurer war als die Begierde zu erobern. 
      Du wirst die Zeit nie bereuen, die du der Erlernung der Musik widmest. 
      Denn keine Kunst ist zweckmäßiger als sie, das Gemüt zu ergötzen, die 
      Gefühle zu erweichen und zu erhöhen. Nur hüte dich, daß man nicht sagen 
      könne, du habest über der Erlernung der Musik das Wichtigere und das 
      Notwendigere vergessen. 
     
        
        
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