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| zurück | Nr. 100 | |
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         Daß von sehr hohen 
      Bergen sehr große Flüsse entspringen, wie der Rhein von den Alpen, kommt 
      nicht daher, daß diese Gebürgsrücken sehr hoch sind, sondern daß sie 
      gewöhnlich sehr weit vom Meere abstehen, wenn nicht das vorliegende ebene 
      Land gewaltsam von heftigen Erderschütterungen losgerissen oder von 
      Stürmen des Meeres schnell oder von der spülenden Welle langsam verzehrt 
      ward, und daß sie also dem Lauf des Stromes viel Raum bis zum Meere überig 
      lassen. Denn kein Strom kommt groß aus seiner Quelle, sondern klein, wie 
      alles Große in der Natur von geringen Anfängen ausgeht. Aber ie größer der 
      Erdstrich ist, den er durchfließt, desto mehrere Quellen, Bäche und 
      Ströme, die sich aus entfernten Gebirgen rechts und links herbeiwälzen, 
      nimmt er auf, so daß am Ende viele hundert, ia was sage ich, mehr als 1000 
      Quellen in einem Strom geeinigt, aus einer Mündung sich in das Meer 
      ergießen. So nimmt der Rhein, ohne viele andere größere und kleinere zu 
      nennen, die Aare aus dem nämlichen Gebirgsstrich bei dem Dorf Koblenz, 
      den Neckar aus dem Schwarzwald bei Mannheim, den Main aus dem Fichtelberg 
      bei Mainz und die Mosel aus den Vogesen bei der Stadt Koblenz, die alle 
      auf gleiche Art groß wurden, in seinen Rinnsal auf, verschlingt und 
      bedeckt gleichsam in seinen Wellen ihren Namen und ihr Andenken und reißt 
      sie als Teile von sich mit sich fort. Und die Donau, ob sie gleich nur von 
      dem Gebirge Abnoba, das eine sehr mäßige Höhe hat, herabfließt, ergießt 
      sich doch, weil sie an so vielen Völkern vorbeiströmt, aus 6 Armen, deren 
      ieder zu dem Namen eines Flusses groß genug wäre, in das Pontische Meer. 
      Hingegen hat man die Bemerkung gemacht, daß zwischen den höchsten Bergen 
      die tiefsten Täler in der Mitte liegen, doch ist dies nicht so merkwürdig, 
      als was einst ein Kapuziner sehr fein bemerkte und seiner Zuhörer 
      Bewunderung zum besten gab, daß nach einer sehr weisen und ebenso 
      wohltätigen Einrichtung der Natur immer die größten Flüsse an den größten 
      und volkreichsten Städten vorbeifließen. Wenn das kein Genie war!! 
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      - Abnoba ist eine Muttergöttin in der 
      keltischen Religion. Sie personifizierte den  | 
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