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      Unter die goldenen Sprüche, 
      die eine lange Erfahrung erzeugt, eine noch längere bestättiget hat, 
      gehört mit Recht die Bemerkung, daß übel erworbenes Gut eben so zerinne, 
      wie es gewonnen ward. Reich an Belegen für Sie ist die Geschichte, auch an 
      Gelegenheit sie an zu wenden, das Leben. 
      Soll ich den blutigen Macedonier auf dem Herrscherthron des Orients 
      nennen? Mit siegreichem Schwerd durchflog der Unersättliche die Welt, um 
      nichts zu haben, und, ein frühes Opfer seiner Leidenschaften nichts 
      zurückzulassen, als den Apfel der Eris* hingeworfen unter seinen 
      Feldherrn, und eine Welt voll Waffen und Elends! 
      Doch wozu der weite Ausblick auf versunkene Königsthronen, zertrennten 
      Monarchien und entblätterte Siegeskränze in ferner Zeit und Welt, als ob 
      euch in dem nahen Leben um uns her, in den Kraisen des gemeinen 
      bürgerlichen Lebens die Göttin mit der Wage und dem Schwerdt still und 
      ernst das nemliche Recht ausübte wie auf den Schlachtfeldern und auf den 
      Thronen. 
      Nur stiller Fleiß, nur Ruhm und Verdienst, oder weise Wahrnehmung und 
      Benutzung günstiger Augenblicke unterstüzt von Ordnungsliebe Häuslichkeit 
      und Tugend geben dem Wohlstand der Familie eine sichere Unterlage. Schon 
      oft hat die Hand des Betrügers Bösewichtes in der trüglichen 
      Kharte, in verfälschten Rechnungen, in der Tasche des Unerfahrenen in den 
      anvertrauten Anlässen Reichthum, aber mit dem Segen gefunden, der ihm und 
      seinen Händen, das trügliche Gut geführet hätte. 
      Noch nie weiheten die Thränen der Witwen und Waisen, noch nie die Seufzer 
      und Verwünschungen der Unterdrückten, noch nie das Blut der Betrogenen in 
      der Verzweiflung versprizt, die Schätze in den Händen des Betrügers zu 
      einem glücklichen Besitz. (Pelts.** (Noch selten hat ein unehrliches 
      Kapital in ehrlichen Zinsen gewuchert) 
      Vier Gründe, die diese Warheit beweisen, oder die Erfahrung durch welche 
      sie schon bewiesen ist. 
      Abgesehen von andern Ursachen aus denen diese Erscheinung natürlich zu 
      erklären ist, erwähle ich nun eine. 
      Nie kann der Bösewicht Schätze, durch Unrecht erworben, den Werth legen, 
      nie die Liebe dazu tragen, nie die Freude daran finden, die das Eigenthum 
      gewährt. Warum auch ihr Besitz durch alle seinen Ränken der rechtlichen 
      Streitkunst, wäre er durch erschlichene oder erkaufte Richtersprüche, wäre 
      er durch Kaysers Wort und Brief und Schwerd gesichert, es ist nicht sein 
      Eigenthum, nicht anerkannt von der lezten und obersten Instanz im eigenen 
      Busen. Und das nicht blos geliehene, nicht zur Nutzniesung durch 
      rechtliche Verhandlungen empfangene fremde Gut, rein dieses geraubte, das 
      durch unehrlichen Handel des durch betrügliche Rechnungen, durch falsche 
      Scheine, durch untergeschobene Instrumente, durch Gunst und Geld 
      erschlichene, entwendete, erpresste Gut des Waisen, der Witwe des Staates 
      sollte es die frevle Hand des Verbrechers mit der Liebe des Eigenthums 
      verwahren und pflegen und vermehren können. eben so wie der gewissenhafte 
      Mann den Segen den er aus frommer Eltern Hand empfing, oder durch Fleiß 
      und Müh sich selber eignete***. 
      Nein!  Es ist schon fast unmöglich****, daß selbst der 
      unbescholtene Mann eine ganze in Pacht auf gewiße Jahre empfangene 
      Länderey ganz mit der Treue ganz mit der Gewissenhaftigkeit, und mit der 
      Hofnung einer belohnenden Zukunft in ihrem höchsten Wohlstand zu erhalten, 
      und noch täglich in höheren Flor zu bringen im Stand sey. Überal begleitet 
      ihn der Gedanke des Unmuthes: Es ist nicht mein Eigentum. - 
  
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