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Die Gemahlin eines bayer. Stabsoffiziers,
den die wüthenden Tyroler Rebellen so eben
gemordet hatten, saß mitt ihrem Kinde auf
dem Arme, in Schmerz versunken, auf ihrem
Zimmer. Plötzlich drang ein wilder Haufe
herein, und sie sah ihrem gewissen Tode ent-
gegen; aber einer der allerwüthendsten ver-
schaffte ihr einige Stunden Frist, und man
ließ sie allein. Nach einigen Minuten kam
eben der am blutgierigsten Scheinende zurück
und sagte mit Wehmuth: Gnädige
Frau!
Ihr Kind kann und will ich retten; geben
Sie mir es, und empfehlen Sie Ihre
Seele
Gott. Mann kann sich diese Scene und den
schmerzhaften Kampf der Mutter denken.
Der Typroler wurde dringend, riß ihr das
Kind weg, und versprach auch sie binnen einer
Stunde zu retten. Er hielt Wort, brachte
Bauernkleider, vermummte sie, und eilte mit
ihr die Treppe hinab, an deren letzten Stufen
ihnen schon der mordsüchtige Haufe begegnete,
und ihn fragte, ob die Dame noch oben sey.
"Ja!"
antwortete er, "macht nur daß
ihr hinauf kommt, sonst findet ihr sie nicht
mehr, denn sie will sich eben verstecken." -
So wurde die Mutter und das Kind gerettet |
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