Eines Abends, da saßen wir...* [zw. 1821 u. 1825]
Eines Abends, da saßen wir in einem vornehmen Gasthaus und vexirten einander mit allerley. Wißt ihr noch, zum Beyspiel, fragte der Graf den Hausfreund:„wie ihr einst mit einem fremden Herrn angegangen seyd, an dem nemlichen Platz wo ihr jezt sitzet, von wegen der Sternseherey, und wie ihr von einem beschrieen worden seyd, als ihr nachher auf dem linken Flügel wolltet abziehen. Man muß sich mit fremden Leuten in Acht nehmen, die man nicht kennt, sagte der Graf im Scherz, und erfuhr es bald nachher im Ernst. Denn mancher gibt eine gute Lehre, und befolgt sie selber nicht. Es kamen jezt aus einer Chaise vier fremde Personen in die Stube und darunter zwey schöne weibliche Gestalten, wie sie der Graf gerne sieht, und freute sich schon der angenehmen Tischgesellschaft. Als wir aber näher zusamen rückten, damit die Fremden Platz hätten am Tisch, bestellten sie ihr Nachteßen, in ein eigenes Gemach, denn sie waren müde von der Reise und reich. Als aber der Hausfreund hinwiederum den Grafen vexieren wollte, „denkt ihr auch noch daran wie ihr einmal seyd heimgeschickt worden, als der ungarische Major im Land war", da war schon kein Graf mehr weit und breit zu sehen, sondern er war mit des Wirthes Vorwißen und Gefälligkeit in eine Kammer gegangen, und kleidete sich daselbst anderst an, als wenn er in die Wirthschaft gehörte. In solcher Gestalt gieng er in die Stube, wo die Fremden waren, deckte den Tisch, brachte das Eßen, wartete auf und erfreute sein Herz an der Schönheit der weiblichen Gestalten, und an ihren süßen Reden. Auch mußte er ihnen Neuigkeiten erzählen. Mehr Unglücksfälle sind in zehn Jahren nicht geschehen, als damals an einem Tag nach des Grafen Erzählung. Den andern Tag reißten die Fremden wieder weiters, wir meinten nach Basel. Am Mittwoch aber, oder Donnerstags drauf, wurden wir einig, in die lustige Badstadt zu gehen, wo unzählige Fremde aus allen Welttheilen der Gesundheit pflegen und sich der wunderschönen Landschaft erfreuen. Als wir aber dort um die Mittagszeit in einen Speiße Saal traten, es waren schon viele Leute da, erblickten wir die nemlichen vier fremden Personen wieder, und sie uns, und wer uns kannte, bewillkommte uns laut mit Namen, und that uns unsere Ehre an. „Seyd uns höchlich gegrüßt Herr Graf! Guten Tag Herr Hausfreund! Was führt euch für ein Glücksstern zu uns Herr Graf? Hausfreund, was bringt ihr neues von daheim?" Da schaute mit Schweißtropfen auf der Stirne der Graf den Hausfreund an:„Iezt ist guter Rath theuer, wenn ihr keinen wißt. Was ihr aber thut, bringts nicht in Kalender" „Herr Graf erwiederte der Hausfreund, dißmal will ich euch noch retten. Aber künftig befolgt die Lehren selbst die ihr andern gebt! In solche Verlegenheit kommt man mit euch.« Also redete der Hausfreund mit dem Wirth, was er zu den fremden Personen sagen soll. Der Wirth sagte:„Wenn das so ist, so muß man freylich aus der Noth eine Tugend machen, und redete mit den Fremden. Wißt ihr sagte er, wer die zwey Personen sind, die zulezt da herein tratten? Der eine ist eines Wirths Sohn nicht weit von hier, sonst ein wahrheitsliebender junger Mann, nur bisweilen nach dem als der Mond steht komt es ihm in den Kopf, er sey der Graf Suße. Deßwegen machen ihm die Leute, weil er gut ist, diesen Spaß. Der andere ist der rheinländische Hausfreund, dem im Jahr 1814 auf 1815 eine Eule aufgeseßen ist, wie ihr im Morgenblatt könnt gelesen haben. Da sprach die eine weibliche Gestalt halb seufzend,„Der arme Mensch!« - nemlich der Graf - „Wir kennen ihn, sagte sie. Wir haben auch damals schon etwas an ihm gemerkt. Statt des Kaffe den er uns auf den andern Morgen bestellen sollte, bestellte er uns eine Habermehl-Suppe, Also wurde die Sache noch glücklich verduscht, und als sie hernach sahen, mit welcher Feinheit und Würde er sich gegen jedermann benahm, sagten sie:„Man sieht's ihm recht an daß ihm der Graf von Herzen geht, Mit Vorsaz könnte sich einer nicht so verstellen. -
* Original-Text besitzt keine Überschrift |
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