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Die
Feldhüter
Hinte Wald und Berg bis
an die duftige Wulke,
vorne Matte voll Chlee, und Saat und goldene Lewat,
stoht
e Hütten im Feld und in der einseme Mittnacht.
Numme d'Sterne wachen, und numme
no d'Feldberger Wiese,
und der Schuhu im Wald und öbbe Geister und Hirze.
Aber
im Hüttli sitze, und hüte die buschige Felder
's Meiers muntere Friz und 's
Müllers lockige Heiner.
„Heinerli", seit der Friz, „der Schlof goht lisli um
d'Hütte.
Lueg, iez chunnt er is inen, und lueg doch, weger, er het di!
Weidli,
chumm ins Grün! Mer wenn im lieblige Wechsel
mitenander singen. Es weiht e
lustige Nachtluft,
g'vätterlet mittem Laub und exerzirt mit de Halme:
Rechts um
kehrt euch! Links her stellt euch! Nonemol rechts um!
Aber 's Müllers Heiner
mit siner lockige Stirne
streckt si und stoht uf, und sucht si gläserni Röhre.
„Frizli,
stoß mi nit!" Jez stehn sie gegen einander,
der am Chriesi-Baum, der an der
duftige Linde,
und probiere d'Tön in ihrer Höchi und Tiefe,
setzen ab, und
setzen a. „Sing, Heinerli, du z'erst!"
seit der Friz, „de hesch doch, traui,
näume ne Schäzli."
Heiner
Tränki früeih am Brunne,
so holt au 's Meieli Wasser.
Wäscht es am Obe Salat, se chummi wieder und tränki.
„Guten Obe!" - „Dank der Gott! Mer treffe's doch ordli." -
„Jo mer treffe's ordli;
s'isch hüt e lieblige Tag gsi."
Friz
In der Chilchen im Chor,
und wenn der Her Pfarer e Spruch seit,
luegi mi Vreneli a, öb
es au ordeli acht git,
und es luegt mi a, öb i au ordeli acht gib.
Lauft au
drüber 's Sprüchli furt, mer chönne's nit hebe.
Heiner
Schön tönt d'Schopfemer
Glocke, wenn früeih der Morgen in d'Nacht luegt;
süeß tönt d'Menschestimm
wohl in der Schopfemer Orgle:
Schöner tönt es mi a, und süeßer goht's mer zu
Herze,
wenn mi's Meieli grüeßt, und seit: „Mer treffe's doch ordli."
Friz
Weiht der Frühlig ins
Thal, und riesle die lustige Bächli,
und der Vogel zieht, furt möchti riten, und
d'Welt us.
Wenn i by mi'm Vreneli siz im heitere Stübli,
isch das Stübli mi
Welt, und Gott verzeih' mer's, mi Himmel.
Heiner
Ziehni der Nüntelstei,
gschickt baui Mühlen an Mühle,
„Uf und zu, und mir die Chue!" - Wer zeigt
mer mi Meister?
Aber isch's Meieli do, und höri si Stimm und si Rädli,
oder es lueget mer zu, ne Schulerbüebli chönnts besser.
Friz
Cheigle mer ufem Platz, sitzt's Vreneli unter der Linde,
fallemer Siebe g'wiß. Doch seits: „Zeig, trifsch mer der Chünig",
triffi der Chünig
allei. Doch seits: „Jez gangi", und 's goht au,
und ischs nümme do, blind lauft
mer d'Chugle dur d'Gasse.
Heiner
Lieblige Ton und Schall,
wo hesch di Gang in de Lüfte?
Ziehsch mer öbben ins Dorf, und chunnsch ans
Meielis Fenster,
weck mer's lisli uf: „Es loßt di der Heinerli grüeße."
Frogt's
mi früeih, so läugni's. Doch werde mi d'Auge verrothe.
Friz
Vreneli, schlof frei
wohl in dim vertäfelte Stübli,
in dim stille Herz, und chummi der öbben im Traum vor,
lueg mi fründli a, und gib mer herzhaft e Schmützli!
Chummi heim, und triffidi a, i gib der en anders.
Heiner
Her Schulmeister, o
Mond, mit diner wulkige Stirne,
mit d'im glehrte Gsicht, und mit di'm Pflaster
am Backe,
folge der dini Chinder, und chönne sie d'Sprüchli und d'Psalme?
Blib mer nit z'lang stoh bi sellem gattige Sternli.
Friz
Wülkli der chüeli Nacht,
in diner luftige Höchi,
seif mer der Schulmeister i mit diner venedische Seife,
mach em e rechte Schuum! So brav und allewil besser,
aß er sie nit chüße cha,
die gattige Sternli.
Heiner
Ruuscht scho der Morgen
im Laub? Göhn d'Geister heim uffe Chilchhof?
Arme
Steffi, du bisch tief in der Wiese vertrunke,
und die Chüngeli isch im
heimlige Chindbett verschieden.
Aber iez chömmeter z'semen all Nacht am luftige
Chrüz-Weg.
Friz
Füürige Manne im Ried,
und am verschobene Marchstei,
machetich numme lustig! Me weiß scho, werich zum
Tanz spielt.
Chömm mer kein in
d'Nöchi mit siner brennige Stange!
Daß di dieser und iener, du sappermentische
Rothchopf! -
„Friederli", seit der
Heiner, „gern ißi Eyeren-Anke,
Ziebele-Weihe so gern.
Doch chönnti alles vergesse,
höri die liebligi Stimm
und dini chünstlige Wise.
Chömme mer heim ins
Dorf, o wüßti, was der e Freud wär!
Gell, de nimmsch mers
ab, vier neui weltliche Lieder
von des Sultans
Töchterlein, der Schreiber im Korbe,
's dritt vom Doktor
Faust, und 's viert vom Lämmlein im Grünen.
's isch nit lang, i ha
sie neu am Chanderer Märt g'chauft."
„Heinerli", seit der Fritz, „i schenk dir e
sufere Helge.
d'Muetter Gottis luegt im goldene Helgen in Himmel.
,Jesis
Mareie', seit sie, ,wie isch's do oben so heiter',
und ihr Gsicht wird sunnehell
und lächlet so liebli,
aß me möcht katholisch werde, wemme sie aluegt.
Brings
d'im Meili, weisch was, 's het au so fründligi Augen,
und biß nit so schüüch,
und sag'em, wies der um's Herz isch."
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